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Gestalte deine Stadt mit – zu Besuch bei den Stadtmacher*innen in Kiel

  • 20. Oktober 2022
  • Von Johanna
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Gestalte deine Stadt mit – zu Besuch bei den Stadtmacher*innen in Kiel

Den öffentlichen Raum, der uns umgibt nehmen wir oft als vorgegeben war. Straßen, Parkplätze, Nutzung von öffentlichen Plätzen – alles scheint vorbestimmt und nur schwer veränderbar, sofern man nicht in der Politik aktiv ist. Aber ist das wirklich so? Ich habe ja letztens bereits darüber geschrieben, dass ich aktuell versuche mir mein Kieler Viertel ein bisschen mehr zum Dorf in der Stadt umzudeuten. Mehr Nähe, mehr Bekanntschaften, weniger Anonymität.

Darüber hinaus haben wir hier im Viertel – zusammen mit der Stadt Kiel – ein Straßenfest organisiert und gefeiert, das nochmal gezeigt hat: auf Straßen kann man ab und zu auch mal eine ziemlich gute Zeit haben, anstatt auf ihnen bei der Parkplatzsuche seine Runden zu drehen. Seit diesem Fest gibt es übrigens auch einige Fahrradboxen in unserem Viertel – dort hingekommen sind sie aufgrund den Engagements von Bürger*innen. Kann man also doch irgendwie mitgestalten ohne direkt in die Parteipolitik zu gehen?

In Kiel geht das definitiv, es gibt sogar eigene Fördertöpfe für Projekte aus der Bevölkerung – doch diese muss man erstmal kennen – und wissen wie man sich auf sie bewerben kann.

Ein Netzwerk aus Kiel hat sich genau das zum Ziel gesetzt: mehr Mitgestaltungsmöglichkeiten für Bürger*innen und zeigen, dass man mitmischen kann ohne Parteipolitik machen zu müssen. Die eigene Stadt prägen, gestalten, neue Wege gehen und schauen, was alles möglich ist. Viele von ihnen haben sich in den letzten Jahren bereits privat mit Stadtteil-Initiativen oder Projekten eingebracht, andere ziehen gern die Strippen im Hintergrund und sind Meister*innen im Schreiben von Anträgen.

Caro organisiert zum Beispiel regelmäßig Parking Days in ihrem Viertel. Sophie hat mit dem Anscharcampus das „Tiny Rathaus“ bereits ein Projekt mit der Stadt Kiel auf den Weg gebracht, welches die Stadtverwaltung nahbarer machen soll. Andere sind dabei, weil sie Lust haben mitzumischen. Und sie alle haben eines gemeinsam: Papierkram und Bürokratie haben schon so manch eine Idee ausgebremst oder unmöglich gemacht.

v.l.n.r.: Rieke, Ina, Caro, Sophie und Lena beim Orga-Treffen

 

Man braucht immenses Wissen, enorme Durchhaltekraft, man braucht aber auch eine große Kreativkompetenz, um Dinge eben nicht nur zu verwalten, sondern auch entstehen zu lassen.“ erklärt mir Caro. Kompetenzen, die eine einzelne Person selten mit an den Tisch bringt. Und so begannen die Kieler Stadtmacher*innen sich zu vernetzen. Über Monate hinweg tauschten sie und ihre Mitstreiter*innen sich regelmäßig aus und sie stellten fest, dass jede von ihnen unterschiedliche Kompetenzen mit an den Tisch brachte. Zum Beispiel Kreativität, Organisationstalent, gutes Wissen zu Anträgen oder Kenntnisse über die Strukturen in der Stadtverwaltung.

Und so entschieden sie sich aus ihrer Runde ein offenes Netzwerk auf die Beine zu stellen – die Kieler Stadtmacher*innen waren geboren. Auf diese Weise konnten nicht nur Kräfte gebündelt, sondern auch städtische Fördermittel für die ehrenamtliche Arbeit eingeworben werden. Mit den für das laufende Jahr angeworbenen Mitteln konnten beispielsweise Workshops, Aktionen im öffentlichen Raum – wie der Parking Day in der Metzstraße – oder Räumlichkeiten für Netzwerktreffen finanziert werden.

Gemeinsam Dinge anschieben – das wollen die Stadtmacher*innen. Dafür braucht es viel Organisation!

 

Als ehrenamtlich organisiertes Netzwerk konnten sie nun gemeinsam Auftreten, einander unterstützen und auch gemeinsam nach Lösungen suchen, denn die werden oft gebraucht. „Wir passen mit unseren Projekten häufig nicht ins Schema F. erklärt mir Caro hierzu. Das bedeutet, dass viele der Projekte nicht in die vorgegebenen Verwaltungsstrukturen passen und daher nicht oder nur schwer realisiert werden können. „Wir möchten da gern dahin kommen, dass es nicht heißt ‚das geht nicht, weil…‘, sondern das ein ‚das könnte klappen, wenn…‘ daraus wird.“

Dafür braucht es, neben einer positiven Herangehensweise, vor allem eines: einen guten Draht zu Verwaltung und Stadt. Um an dieser Stelle die Kommunikation zwischen Stadtmacher*innen und Stadt zu verbessern hat Lea aus dem Team zum Stadtschnack eingeladen. „Damit man nicht nur übereinander, sondern auch mit einander redet.“ so erklärt sie mir, wurde ein Talk-Format ins Leben gerufen, bei dem man sich bei einem „Gesprächsmenü“ kennenlernen kann.

Ebenfalls in Kontakt treten will das Orga-Team der Stadtmacher*innen mit allen, die ebenfalls Lust haben in ihrer Stadt etwas zu bewegen – Stadtmacher*in zu werden. Hierzu finden jährlich sechs Netzwerktreffen statt. „Wir sind ein offenes Netzwerk. Alle, die mitmachen wollen, sind herzlich dazu eingeladen vorbeizukommen.“ sagt Caro. Kommen können alle, die Lust haben Kiel mitzugestalten. Egal ob mit oder ohne eigenem Projekt – alle sind willkommen und können auf die Unterstützung der anderen im Behördendschungel zählen. Denn gemeinsam – so haben sie festgestellt – können sie hier in Kiel richtig was bewegen.

Lust mitzumachen? Die Stadtmacher*innen werden aktuell über den Anscharcampus in Kiel verwaltet. Um für kommende Treffen up-to-date zu sein gibt es eine offene Mailingliste, auf die man sich hier setzen lassen kann. Eine Website ist in Arbeit.

Johanna

Ich bin Johanna und lebe im schönen Kiel. Ich bin ein in den frühen 90'ern geborenes Nordlicht und finde, dass es kaum einen schöneren Ort zum Leben gibt, als unser Bundesland zwischen den zwei Meeren. Ich liebe es mir an der See den Wind um die Nase pusten zu lassen – und das bei jedem Wetter. Ansonsten schlägt mein Herz für schönes Wohnen. Ich liebe gutes Design und baue auch gern mal das ein oder andere Möbelstück selbst.

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