Stricken, Tomaten anbauen oder eine neue Sprache lernen – im Lockdown haben sich viele ein neues Hobby zugelegt. Ich bin zum Cocktails mixen gekommen. Angefangen hat das mit einem improvisiertem Old Fashioned mit einem Freund, mittlerweile besitze ich eine Bar (ein altes Vertiko) und etwa 20 Flaschen Sirup, Bitter-Extrakten und Alkohol.
Mit dabei: Alkoholfreie Spirituosen. Klingt erst mal paradox, ist aber ein immer größer werdender Trend in diesem Bereich. Denn auch an das Trinken werden mittlerweile andere Ansprüche gestellt. So wie es für Fleisch veganen Ersatz oder Verdampfer für Rauchen*innen gibt, so entsteht gerade eine interessante Rubrik mit alkoholfreien Alkoholsorten. Das Versprechen: Der Geschmack des hochprozentigen Getränks ohne den Alkoholrausch oder die Schäden, angefangen beim Kater am nächsten Tag.
In diesem Artikel beschäftigen wir uns kurz mit der Frage, was Alkoholersatz ist und wie er ansteht. Anschließend stelle ich euch drei Produkte vor: Einen alkoholfreien Gin, einen alkoholfreien Rum und ein Destilat, welches eigene Wege geht und nicht versucht, Bekanntes zu immitieren.
Genau genommen ist die Kategoriebezeichnung „Alkoholfreier Alkohol“ ein Widerspruch in sich, denn in der EU dürfen sich nur Getränke mit mindestens 15% Alkohol „Spirituose“ nennen. Das bedeutet: Die im Trend liegenden Getränke sind quasi nur Wasser mit Geschmack. Durch den Zusatz von Aromen wird versucht, den Geschmack von Alkohol zu imitieren.
Wasser mit Geschmack – das klingt erst mal nicht so vielversprechend. Aber: Viele Hersteller*innen nutzen für die alkoholfreien Alternativen die gleichen Techniken, wie für das Original. Der Geschmack kommt also durch Destilations- und Mazerationsverfahren ins Wasser. Der einzige (noch) bleibende Unterschied ist somit der fehlende Alkohol.
In den vergangenen Jahren hat der Wacholderbeerschnaps einen unfassbaren Hype erlebt. Das liegt sicher auch daran, dass Gin je nachdem, welche Kräuter und Gewürze in der Destillation verwendet werden, komplett unterschiedlich schmeckt – anders als beispielsweise Vodka, welcher wenig Eigengeschmack besitzt. Um den Gin-Genuss auch ohne schlechtes Gewissen zu ermöglichen, bieten viele Hersteller mittlerweile Alternativen ohne Alkohol an.
Eine der bekanntesten Alternativen: Der Juniper No. 1 vom Berliner Startup Laori. Wie das Vorbild spielt Wacholder hier eine tragende Rolle, darüber hinaus werden Rosmarin und Kardamom destilliert. Der Juniper No. 1 hat eine etwas trübe Farbe, die an Bitter Lemon erinnert und so riecht er auch etwas: Bitter, würzig aber auch blumig und nach Limonade. Pur trinken kann man ihn, macht aber nicht so Spaß – ein klassischer Gin Tonic muss her!
Der Gin Tonic ist wohl einer der bekanntesten aber auch einfachsten Longdrinks. Tonic Water ist meist eher zurückhaltend im Geschmack, so kann der Gin besonders gut wirken.
Das benötigt man:
So gehts:
So schmeckt es:
Super lecker! Das „limonadige“, was man davor im Gin riechen konnte, tritt zurück, es bleibt ganz viel Wacholder. Der Gin schmeckt nicht wie ein klassischer London Dry Gin – aber dennoch wie ein Gin. Bei gutem Wetter und Sonne kann ich mir nichts erfrischenderes vorstellen!
Ich liebe Gin – noch mehr haben es mir aber Whiskey, Rum und Cognac angetan. Der Undone Nr. 1 Sugar Cane Type versucht so nah wie möglich an einen echten Rum heranzukommen. Der Hamburger Hersteller nutzt dazu unter anderem Rum, aus dem der Alkohol herausdestilliert wird, nur die Aromen des Getränks aus Zuckerrohr bleiben.
Nicht nur die Farbe, auch der Geruch ist täuschend echt! Der Undone hat einen typischen Jamaicarum-Geruch. Auch hier merkt man: Zum pur trinken ungeeignet. Für Cocktails jedoch perfekt!
Der Planters Punch ist einer der bekanntesten Tiki-Cocktails und schmeckt einfach super lecker, trotz simpler Zutaten. Ein Stück Urlaub im Glas!
Das benötigt man:
So geht es:
So schmeckt es:
Ehrlich gesagt: Der Drink schmeckt fast wie das Original! Sehr fruchtig (nicht pappig süß!) aber durch den Rum mit einer angenehm würzig-herben Komponente – klare Empfehlung für einen Sonnenuntergang am Meer (in der Thermoskanne) oder auf Balkonien!
Nach den Klassikern Gin und Rum folgt nun die Wildcard: Seedlip Garden 108. Der Gründer des Unternehmens, Ben Branson, war einer der ersten, der Destillation nutzte, um alkoholfreie Spirituosen herzustellen. Die Kreationen des Unternehmens wollen bewusst nicht Bekanntes wie Gin imitieren. Der Garden 108 enthält Aromen aus Erbsen, Heu, Pfefferminze, Hopfen und vielem mehr.
Das klare Getränk riecht beim Öffnen wirklich wie ein Garten – und zwar ein frisch gemähter, dann das Heu kommt deutlich durch. Auch den Seedlip würde ich nicht pur trinken.
Mein Lieblingsdrink mit den Garden 108 ist ein Rezept von der Website des Herstellers, hier finden sich viele leckere Drinks! Heute mixen wir den Garden Sour. Der Drink ist etwas aufwändiger, es lohnt sich allerdings definitiv!
Das braucht man:
So gehts:
So schmeckt es:
Ich liebe diesen Drink! Alles ist perfekt aufeinander abgestimmt. Sauer und erfrischend, aber auch ein bisschen süß, dazu die grünen Kräuteraromen vom Garden 108 – super ausgewogen und super lecker. Der Schaum des Aquafaba macht den Drink außerdem zum echten Hingucker!
Das waren meine liebsten Cocktails mit den alkoholfreien Spirituosen, die in meiner Bar ein festes Zuhause haben. Ob Cocktail-interessiert oder nicht, diese Drinks lohnt es sich auszuprobieren. Bei Fragen helfe ich in den Kommentaren gerne weiter!
Was haltet ihr von diesem Trend? Habt ihr schonmal alkoholfreie Spirituosen probiert? Schreibt es uns in die Kommentare!
Herzlich willkommen in der Neuen Etage. Die Aussicht hier oben ist top, alles riecht noch ganz frisch und es gibt regelmäßig etwas Neues zu entdecken.