In meiner Wahlheimat Flensburg ist der Norden alles andere als flach. Ich mag bewegte Landschaften! Da ist es wohl auch kein Zufall, dass ich mir nach meinem Trip in die Nordoer Binnendünen gleich eine weitere „hügelige“ Landschaft für meinen Ausflugstipp ausgesucht habe. Diesmal allerdings eine, die nicht von den Eiszeiten, sondern von Menschenhand geformt wurde. Und sie ist nicht nur landschaftlich sondern auch historisch bewegt: das Danewerk, ganz in der Nähe von Schleswig und Haithabu.
Spätestens seit die UNESCO das Danewerk (dänisch: Danevirke) 2018 zum Welterbe erklärt hat, haben die meisten Menschen schon einmal von dieser mittelalterlichen Grenzbefestigung gehört. Gehört und gelesen hatte ich zwar auch schon viel, aber gesehen hatte ich die Wallanlagen noch nicht, deren Bau schon im Frühmittelalter begonnen und dann immer wieder fortgesetzt wurde. 700 Jahre wurde es genutzt. Die dänischen Könige grenzten sich mit dem insgesamt rund 30 Kilometer langen Wall unter anderem gegen das christliche Frankenreich ab, das gern expandieren wollte. Außerdem gibt es schöne Wanderstrecken, die an den Anlagen entlangführen. Also nichts wie hin.
Ich starte im Ort Dannewerk. Hier soll Ende 2024 das neue Danevirke Museum eröffnen. Das alte wurde schon abgerissen. Aktuell können neugierige Besucher*innen sich in einem provisorischen Museumscontainer über das historische Bauwerk informieren. Ich entscheide mich für einen Spaziergang entlang der Geschichte an der frischen Luft. Infotafeln helfen mir dabei, das, was ich sehe, richtig einzuordnen.
Direkt am Museum liegt auch schon das erste Highlight: die Waldemarsmauer aus gebrannten Ziegeln. Ein echtes Pionierstück! Auf der Infotafel erfahre ich, dass König Waldemar der Erste sie im 12. Jahrhundert bauen ließ. Dabei waren Ziegel damals in Nordeuropa noch kaum bekannt. Insgesamt war die Mauer einmal fast vier Kilometer lang und zwischen fünf und sieben Metern hoch. Auch, wenn ich jetzt nur noch gut abgestützte Reste davon sehe: Wenn ich mir vorstelle, dass diese bröseligen Steine vor mir schon fast 850 Jahre alt sind, ist das schon wie eine kleine Zeitreise.
An der Waldemarsmauer vorbei gehe ich auf einen riesigen grasbewachsenen Hügel zu – und mache einen mächtigen Zeitsprung. Denn der „Hügel“ entpuppt sich als rekonstruierte ehemalige Wehranlage, mit der die Dänen die alten Wallanlagen vor dem deutsch-dänischen Krieg von 1864 ausbauten.
Weiter Richtung Schleswig weiß ich irgendwann nicht mehr, wo es denn nun verläuft, das Danewerk. Ist es der Wall da hinter dem Feld? Oder die längliche Erhebung auf der anderen Seite? Infoschilder finde ich hier auch nicht mehr. Also gehe ich zum Museumscontainer zurück und folge dem hier wieder gut erkennbarem Wall in die andere Richtung. Eine gute Entscheidung, denn hier beginnt ein abwechslungsreicher Wanderweg mit weiteren historischen Highlights! Zum Beispiel dem Hauptwall – Kernstück der Wallanlage, die übrigens auch eine Machtdemonstration war: Seht her, was wir für mächtige Bauwerke zustande bringen!
Ein weiteres Highlight ist die Thyraburg. Zwar ist hier nicht einmal eine Ruine zu sehen. Aber die höhergelegene, rechteckige Ebene, auf der eine Befestigung gestanden haben könnte, ist noch gut zu erkennen. Wo im Mittelalter Verteidigungskämpfe stattfanden, hat sich heute eine vielseitige Natur angesiedelt, die das Danewerk zu einem doppelt besonderen Ziel macht. Noch eine wichtige Station am Danewerk ist das „Tor zum Norden“. Die 1200 Jahre alte Pforte wurde erst 2010 entdeckt und gilt als der einzige Durchgang durch die Wallanlage.
Lust auf einen Naturspaziergang entlang der Geschichte? Auf geht´s!
Moin, mit Jahrgang 1972 bin ich die „Seniorin“ in der Neuen Etage und fühle mich in dieser besonderen WG pudelwohl. Geboren in Bad Oeynhausen (Nordrhein-Westfalen) habe ich mich schon während meines Zeitungsvolontariats in den Norden verliebt. Nach ein paar Umwegen über Köln, Bamberg, Bayreuth und Oldenburg (Nds.) bin ich 2014 samt Mann und Hund (wieder) in Schleswig-Holstein angekommen. Inzwischen leben wir in Harrislee, einer Gemeinde direkt an der dänischen Grenze und nur einen Katzensprung von Flensburg entfernt. Wenn ich nicht am Schreibtisch sitze, gehe ich am liebsten direkt vor der Haustür zu Fuß auf Entdeckungstouren oder powere mich im Kajak auf der Förde aus.
Herzlich willkommen in der Neuen Etage. Die Aussicht hier oben ist top, alles riecht noch ganz frisch und es gibt regelmäßig etwas Neues zu entdecken.