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Wo Flensburg dänisch ist

  • 24. Juli 2019
  • Von Imke
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„Vi taler dansk!“ Ob als Schild an der Kasse oder Aufkleber an der Tür: Viele Geschäfte in Flensburg zeigen, dass sie sich über dänische Kunden freuen. Kein Wunder, denn die „Nachbarn“ kommen gern zum Shoppen in die Fördestadt. Besonders an dänischen Feiertagen sorgen sie für gute Umsätze in Flensburgs Kassen. Dänisch sprechen zu können, ist aber für eine Verständigung oft gar nicht notwendig. Die meisten Dänen sprechen ein beneidenswert perfektes Englisch und zumindest die aus der näheren Umgebung auch Deutsch.

Ganz klar: Hier sind Dänen und dänisches Design willkommen!

Aber Dänen trifft man in Flensburg nicht nur als Gäste. Viele Dänen deutscher Staatsangehörigkeit leben auf dieser Seite der Grenze – als Angehörige der dänischen Minderheit. Das ist nicht weiter verwunderlich, wirft man einen kurzen Blick auf die wechselhafte deutsch-dänische Geschichte. Da, wo die Grenze jetzt ist, ist sie nämlich erst seit 1920. Nächstes Jahr steht das große Jubiläum der Abstimmung an, die zu dem heute noch gültigen Grenzverlauf geführt hat. Lange gehörte Flensburg auch zum dänischen Staat. Dänische Kultur ist deswegen immer schon in Flensburg – oder Flensborg – zuhause: Es gibt unter anderem den dänischen Roklub (Ruderclub), das dänische Lille Theater, eine Partei der dänischen Minderheit (SSW), den dänischen Kulturverein Sydslesvigsk Forening und eine dänische Tageszeitung, die Flensborg Avis.

Viele deutschsprachige Flensburger geben ihre Kinder in dänische Kindergärten und Schulen. Damit sie selbst auf den Elternabenden auch folgen können, trifft man sie häufig in der Dansk Centralbibliotek for Sydslesvig in der Norderstraße – zum Sprachkurs.

Wienerbrød und der „Migges-Frosch“: Vorbereitung auf einen dänischen Zuckerschock

Ohnehin ist die Norderstraße eine richtige kleine „dänische Meile“. Für die passende Einstimmung auf den Straßenbummel sorgt ein Besuch in Migge’s Danish Bakery, nur ein paar Schritte entfernt vom Nordermarkt. Hier isst man dänisch, und das heißt vor allem: süß! Selbst die Brote sind nach dänischen Rezepten gebacken – also auch trotz ein paar Körnern immer mit einer leicht süßen Note. Ganz zu schweigen von dem Kuchen, allen voran dem Wienerbrød, dem typisch dänischen, herrlich zuckerklebrigem Plundergebäck mit Marzipanfüllung und dem „Migges-Frosch“

Im „akti“, dem Aktivitetshuset, steht immer eine Kanne Kaffee bereit.

Die nächste dänische Station in der Norderstraße ist das akti, kurz für Aktivitetshuset, ein kleines Kulturhaus, das sich unter anderem mit seinem jährlichen Strickfestival einen Namen gemacht hat. In den gemütlichen Räumen kann man aber auch einfach dänische Zeitungen lesen, einen Kaffee trinken und ein bisschen Dänisch schnacken, kurz „hygge“ sein. Denn das haben die Dänen auch mit nach Flensburg gebracht: Ihren Sinn für Gemütlichkeit. Kaffee trinken zum Beispiel geht immer, Kuchen essen auch!

Die Dansk Centralbibliotek: Hier kann man dänisch lernen, in Sprachkursen oder mit dänischen Zeitschriften, Filmen und Büchern.

Auf das akti folgt die Dansk Centralbibliotek for Sydslesvig, Sprachschule und  – neben der Stadtbücherei – Flensburgs zweite große öffentliche Bibliothek, eben überwiegend mit dänischsprachigen Medien. Seit ich in der Video-Abteilung „Badehotellet“ entdeckt habe, eine dänische Kult-TV-Serie, die inzwischen – glaube ich – in die siebte Staffel geht, bin ich Dauergast. Nach zwei Sprachkursen, ebenfalls in der Dansk Centralbibliotek, kann ich der Handlung dank dänischer Untertitel auch ganz gut folgen.

Mehr Möglichkeiten, dänisch zu sprechen und zu hören, gibt es im ein paar Meter entfernten Flensborghus, dem Kultur- und Versammlungshaus der dänischen Minderheit. Hier stehen unter anderem Jazzkonzerte, Vorträge und im Winter dänisches Kino auf dem Programm.

Ein Stück dänisches Design haben wir auch in unserer Wohnung: eine Louis Poulsen-Lampe, gebraucht erstanden.

Geht es um den dänischen Einfluss in der Stadt, darf man natürlich auch das das dänische Design nicht vergessen. Auch in unserer Wohnung hängt seit ein paar Jahren eine von den typischen, „mehrstöckigen“ Louis Poulsen-Lampen, günstig erstanden in einem Möbel-Second-Hand.

Gut sicht- und hörbar wird das dänische Leben einmal jährlich zum Årsmøde, dem Jahrestreffen der dänischen Minderheit mit Infoständen dänischer Vereine, Gesang und natürlich viel Kaffee und Kuchen. Ein weiteres Highlight findet zur Abizeit statt: Nach den Prüfungen und der offizellen Verabschiedung aus der Schule treffen sich die Abiturienten („Studenter“) der dänischen Gymnasien auf dem Nordermarkt am – und im – Neptunbrunnen oder springen in Gruppen im Hafen in die Förde. Immer auf dem Kopf: die typischen weißen „Studenter“-Mützen.

Ich bin bestens vorbereitet auf den Königinnen-Besuch

Übrigens: Für die Zeit vom  3. bis 6. September hat Königin Margarethe II. einen Schleswig-Holstein-Besuch angekündigt. Das Königsschiff, die „Dannebrog“, soll auch in Flensburg Station machen. Eine kleine Papierfahne zum Winken habe ich auf jeden Fall schon besorgt.

Imke

Moin, mit Jahrgang 1972 bin ich die „Seniorin“ in der Neuen Etage und fühle mich in dieser besonderen WG pudelwohl. Geboren in Bad Oeynhausen (Nordrhein-Westfalen) habe ich mich schon während meines Zeitungsvolontariats in den Norden verliebt. Nach ein paar Umwegen über Köln, Bamberg, Bayreuth und Oldenburg (Nds.) bin ich 2014 samt Mann und Hund (wieder) in Schleswig-Holstein angekommen. Inzwischen leben wir in Harrislee, einer Gemeinde direkt an der dänischen Grenze und nur einen Katzensprung von Flensburg entfernt. Wenn ich nicht am Schreibtisch sitze, gehe ich am liebsten direkt vor der Haustür zu Fuß auf Entdeckungstouren oder powere mich im Kajak auf der Förde aus.

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