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Spaziergang durch die Wellen

  • 23. Februar 2023
  • Von Imke
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Spaziergang durch die Wellen

Äste einzelner knorriger Bäume überragen den Boden. Die Pflanzen – Gräser, Heide, kleine Tannen – wirken, als hätte jemand sie in spielerischer Laune über die Landschaft gewürfelt …

Heute nehme ich euch mit in die Dünen. Allerdings nicht an die Nordsee, sondern mitten in den Kreis Steinburg. Südlich von Itzehoe findet ihr die Nordmeer Binnendünen – und wie der Name schon sagt, liegen die nicht am Meer, sondern im Binnenland. Zumindest ist es das heute. Denn tatsächlich schlug hier auch einmal Nordseewasser hohe Wellen. Das war allerdings schon vor etwa 10.000 Jahren, als der Wasserspiegel nach dem Ende der letzten Eiszeit ordentlich anstieg. Das Meer schwappte über Elbe und Stör bis hierhin.

Nachdem sich der Meeresspiegel wieder gesenkt hatte, wuchs Wald auf den wellengeformten Sanddünen. Als der dann im späten Mittelalter verfeuert wurde, kam noch einmal Bewegung in die Landschaft und später mit dem Torfabbau in den moorigen Bereichen ein weiterer „Landschaftsgestalter“ dazu. Herausgekommen ist eine völlig faszinierende Landschaft, die sich auf rund 400 Hektar über die Gemeinden Dägeling, Breitenburg und Kremperheide hinzieht.

Ich starte meine Erkundungstour in Kremperheide. Von hier aus ist der Teil des Naturschutzgebietes, in dem die eigentlichen Dünen liegen, am besten erreichbar – rund 500 Meter vom Bahnhof Kremperheide entfernt. Bis 2013 wurde ein Teil des heutigen Naturschutzgebietes übrigens noch als Bundeswehrübungsplatz genutzt.

Auf dem ersten Schild werde ich über die Baderegeln informiert. Hat sich hier doch noch ein kleines bisschen Nordsee versteckt? Die Antwort bekomme ich ein paar Schritte später: zwei Seen. Es sind die sichtbaren Überreste vom Quarzsandabbau, der hier bis Mitte der 1980er Jahre betrieben wurde. Heute heißt es: „Baden auf eigene Gefahr.“ Sogar einen kleinen Strand gibt es – mit Rettungsringstation für allzu leichtsinnige Badegäste. Der zweite See ist den Anglern eines Vereins vorenthalten.

Zum Baden ist es mir heute aber definitiv zu kalt. Dafür tauche ich ein kleines Wegstück weiter begeistert in die Dünenlandschaft ein. In Wellentäler und -berge. Die ganze Landschaft sieht aus, als wäre sie in Bewegung. Unter meinen Schuhen Strandsand. Der Weg gesäumt von fast neongrünen Flechten und Moosen. Alles in Allem die perfekte Kulisse für einen Fantasyfilm!

Ein bisschen fantastisch klingen auch die Namen der Geschöpfe, die hier zuhause sein oder angesiedelt werden sollen: Kammmolch, Knoblauchkröte, Schneckenfalter und die Große Moosjungfer. Die bekomme ich nicht zu Gesicht. Ich würde sie wohl auch nicht als solche erkennen. Ebenso wenig zeigen sich die Ziegen, Wildpferde und Robustrinder, die hier als Landschaftspfleger unterwegs sind. Letztere haben mir allerdings einen Existenzbeweis in Form eines riesigen Kuhfladens dagelassen.

Traurig bin ich trotzdem nicht. Diese besondere Landschaft allein ist schon einen Ausflug wert. Ich komme wieder. Im Sommer. Mit Picknick und Badesachen.

Imke

Moin, mit Jahrgang 1972 bin ich die „Seniorin“ in der Neuen Etage und fühle mich in dieser besonderen WG pudelwohl. Geboren in Bad Oeynhausen (Nordrhein-Westfalen) habe ich mich schon während meines Zeitungsvolontariats in den Norden verliebt. Nach ein paar Umwegen über Köln, Bamberg, Bayreuth und Oldenburg (Nds.) bin ich 2014 samt Mann und Hund (wieder) in Schleswig-Holstein angekommen. Inzwischen leben wir in Harrislee, einer Gemeinde direkt an der dänischen Grenze und nur einen Katzensprung von Flensburg entfernt. Wenn ich nicht am Schreibtisch sitze, gehe ich am liebsten direkt vor der Haustür zu Fuß auf Entdeckungstouren oder powere mich im Kajak auf der Förde aus.

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