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Starke Gemeinschaft: Jugendfeuerwehr

  • 26. April 2023
  • Von Imke
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Starke Gemeinschaft: Jugendfeuerwehr

Heute ist mein großer Tag: Ich darf in einem Löschfahrzeug mitfahren! Ich bin zu Besuch bei den Nachwuchsretter*innen der Jugendfeuerwehr Flensburg-Jürgensby. Eines vorweg: Es ist gar nicht so einfach, in ein Löschfahrzeug einzusteigen …

Blau und Orange – das sind die vorherrschenden Farben, als ich auf dem Fahrzeughof der Freiwilligen Feuerwehr Flensburg-Jürgensby ankomme. Es ist kurz vor 18 Uhr. Zeit für den wöchentlichen Übungsabend der jugendlichen Nachwuchsretter. Die Mitglieder der Jugendfeuerwehr sind zwischen 10 und 18 Jahren. „Davor können sie schon bei der 2022 neu gegründeten Kinderfeuerwehr spielerisch einsteigen“, erklärt Jugendfeuerwehrwart Markus. Ab 16 dürfen die, die bleiben wollen, an einem Übertrittsprogramm teilnehmen und nach und nach zur Einsatzabteilung wechseln.

Volle Aufmerksamkeit!

Lars (17) ist einer aus diesem Programm – und Jugendgruppenleiter. Denn bei der Jugendfeuerwehr organisieren sich die Jugendlichen weitestgehend selbst. Lars sammelt alle zum Antreten. Es gibt eine kurze Info zum heutigen Ablauf und dann heißt es „Aufsitzen“, also: Ab in das Löschfahrzeug!

Für mich heißt das eher „Aufklettern“, denn dieses spezielle Fahrzeug ist ganz schön hoch. Dank extra Haltegriffen und mit Schwung klappt es dann aber doch. Wir können losfahren. „Alles Übungssache“, kommentiert Markus nur. Der 39-Jährige hauptberufliche Erzieher kommt aus einer Feuerwehrfamilie und ist selbst seit Kindesbeinen bei der Freiwilligen Feuerwehr, seit 2017 in Flensburg. Zuvor war er jeweils an seinen Wohnorten in Nordfriesland Mitglied in der Feuerwehr – und dort auch schon aktiv in der Jugendarbeit. Einsätze, die Leitung der Jugendfeuerwehr, fortlaufende Fortbildungen, Ausbilder in der Einsatzabteilung. Alles in seiner Freizeit und ehrenamtlich. „Da kommen gut und gerne mal zehn bis 15 Stunden pro Woche zusammen. In den Sommermonaten erhöht sich das dann noch um die verschiedensten Veranstaltungen, auf denen wir präsent sind.“

Der Blick aus dem hohen Fahrerhaus ist großartig, und ich bin beeindruckt, wie Markus uns souverän selbst durch die zugeparktesten Straßen zum Übungsgelände lenkt. Der Sitz wippt. Er ist luftdruckgefedert.

Heute stehen Leitertraining und Sicherung für eine Personenrettung aus einem oberen Stockwerk an. In zwei Gruppen machen sich die Jugendlichen an die Arbeit. Ich wusste gar nicht, was es beim Leitereinsatz alles zu bedenken gibt: Die Leiter muss gerade stehen. Der beste Aufstiegswinkel liegt bei 65 bis 70 Grad. Und bei norddeutschen Windverhältnissen ist es oft sinnvoll, die Leiter auch seitlich durch Seile zu stabilisieren. Und das ist noch nicht alles. Schnell wird mir klar: Ein sicherer Aufstieg ist nur möglich, wenn alle wissen, was sie tun sollen und sich aufeinander verlassen können.

Immer gut gesichert!

Leiterwechsel …

Und warum wollen so viele zur Jugendfeuerwehr? Es gibt sogar eine Warteliste! Von Nachwuchssorgen keine Spur. „Mich begeistern besonders die technischen Sachen. Und dass wir so ein gutes Team sind“, erklärt Nikolai. Zusammen mit Lenny ist er frisch zum Jugendgruppenführer gewählt worden – eine Position unter dem Jugendgruppenleiter. Für den 15-Jährigen steht längst fest, dass er irgendwann zur Berufsfeuerwehr wechseln möchte. Die 13-jährige Joleane hat noch etwas Zeit. Aber auch sie wusste früh, was sie will: „Ich habe die Feuerwehr auf einem Fest kennengelernt. Zwei Wochen nach meinem zehnten Geburtstag bin ich dann mit meiner Mutter zur Jugendfeuerwehr Jürgensby gegangen. Die Stimmung war klasse. Da habe ich mich gleich angemeldet.“

Zurück auf den Übungsplatz: In der zweiten Gruppe wird erst eine Puppe und dann ein Freiwilliger auf eine Trage gehoben, gut angeschnallt und dann über den Platz getragen. Auch hier wird schnell klar: Ohne eine klare Aufgabenverteilung und gutes Teamwork wäre das nicht gelungen. Juana, die in einem Monat zehn Jahre alt wird und im Übertrittsprogramm aus der Kinderfeuerwehr ist, übernimmt die „Personenbetreuung“. Sie erklärt der zu rettenden Person, was mit ihr geschieht. Denn auch wenn jemand bewusstlos ist, kann er noch etwas mitbekommen. „Ohne Erklärung fühlt sich das sonst doch an wie ein Kidnapping.“

Am Ende muss ich auch noch einmal Leiter steigen – und verstehe, warum die Schnürsenkel bei Feuerwehrleuten nie einfach so aus den Schuhen baumeln.

Nach der Übung heißt es wieder „Aufsitzen“. Es geht zurück. Nachdem das Einsatzfahrzeug ausgefegt ist, alle sich noch einmal sammeln und Organisatorisches besprochen wird, löst sich die Truppe auf. Überall orange und blau – die Farben der Jugendfeuerwehr. Diese Truppe ist echt eine starke Gemeinschaft! Sie arbeiten im Team, können sich aufeinander verlassen und lachen gern zusammen. Ich bin froh, wenn sie dabeibleiben und auch als Erwachsene im Notfall zur Stelle sind.

Feuerwehr ist nur was für Jungs? Von wegen! Pause nach getaner Arbeit.

Imke

Moin, mit Jahrgang 1972 bin ich die „Seniorin“ in der Neuen Etage und fühle mich in dieser besonderen WG pudelwohl. Geboren in Bad Oeynhausen (Nordrhein-Westfalen) habe ich mich schon während meines Zeitungsvolontariats in den Norden verliebt. Nach ein paar Umwegen über Köln, Bamberg, Bayreuth und Oldenburg (Nds.) bin ich 2014 samt Mann und Hund (wieder) in Schleswig-Holstein angekommen. Inzwischen leben wir in Harrislee, einer Gemeinde direkt an der dänischen Grenze und nur einen Katzensprung von Flensburg entfernt. Wenn ich nicht am Schreibtisch sitze, gehe ich am liebsten direkt vor der Haustür zu Fuß auf Entdeckungstouren oder powere mich im Kajak auf der Förde aus.

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