Moin!
Jagd. Kaum ein Hobby ist so mit Vorurteilen behaftet wie die Jagd. „Die wollen doch nur ballern.“ Dieses Vorurteil hält sich am hartnäckigsten. Ich habe mir heute mal vorgenommen euch diese „neue Etage“ vorzustellen. Vielleicht ist ja etwas dabei, was ihr noch nicht wusstet. Ich fang gleich mal mit ner Zahl an, die ich nicht kannte: In unserem schönen Bundesland leben mehr als 20.000 Jagdscheininhaber*innen. Wahnsinn. Das entspricht der Einwohnerzahl von Husum oder ungefähr der Zahl der Landfrauenmitglieder.
Ich selber bin übrigens keine Jägerin, auch wenn es oft vermutet wird. Irgendwie gehen Landwirtschaft und Jagd so Hand in Hand, dass man es wohl einfach vermutet. Doch die Passion ist an mir vorbeigegangen. Ob es daran liegt, dass ich nie einen Jäger in der Familie hatte?! Sicherlich trug es einen Teil dazu bei. Ja und jetzt…ist es mir zu zeitaufwendig ehrlich gesagt. Die Ausbildung wird nämlich nicht umsonst „Grünes Abitur“ genannt. Viele meiner Freundinnen haben während des Studiums die Jagdbank gedrückt – manche über zwei Jahre verteilt, manche in einem mehrwöchigen Kompaktkurs am Stück.
Eine von ihnen ist meine Freundin Lena. Lena lebt in Nordfriesland und ist schon Jägerin seit dem sie Anfang 20 ist. „Und warum hast du damals den Jagdschein gemacht?“, will ich von ihr wissen. „Es sind zwei Gründe. Zum einen war es der Wunsch mehr in der Natur zu sein und aktiv etwas zum Naturschutz beizutragen, zum anderen aber auch um die teils langen Winter auf dem flachen Land an der Westküste mit Gleichgesinnten zu teilen. Und da ich gern draußen bin und ich familiär auch schon vorgeprägt war, fiel die Entscheidung schnell auf eine Jagdausbildung. – Ok, das mit dem geselligen Teil habe ich verstanden, aber das mit dem Naturschutz muss ich nochmal genauer wissen.
Eine gute Frage. Der Deutsche Jagdverband erklärt dass so: „Jäger stehen in engem Kontakt zu den Grundeigentümern, von denen sie ihr Jagdrevier gepachtet haben. Sie übernehmen echte Naturschutzaufgaben: Ihre Stärke liegt im angewandten, praktischen Naturschutz. Dazu zählt z.B. die Einrichtung von Ruhezonen oder die Schaffung von Äsungs- und Deckungsflächen für das Wild. Solche neu eingesäten oder bepflanzten Flächen sind nicht nur für das Wild wichtig. Gerade in intensiv genutzter Landschaft bieten Wildäcker, Hecken und Gebüsche, Kräuter- und Blütenpflanzen vielen selten gewordenen Reptilien, Vögeln, Schmetterlingen, Hummeln und anderen Insekten neuen Lebensraum. Auch die Pflege von Streuobstwiesen oder die Anlage eines Laichgewässers am Waldrand gehört zu den typischen Naturschutzmaßnahmen der Jäger. Über diese Einzelmaßnahmen hinaus haben sie in vielen Bundesländern eigene großflächige und langfristige Artenschutzprogramme z. B. für Rebhuhn, Auerwild, Birkwild, Haselwild, für Großtrappe, Seehund und Fischotter ins Leben gerufen.“
Auch ein großer Punkt, warum meine Freundin Lena selber zur Jagd geht, ist ihr Anpruch an hochwertige Lebensmittel aus der Region. Hier hat sie es selbst in der Hand, denn als Jägerin erschießt sie das Tier nicht nur, sondern bricht es auch auf. Ein vertrauensvoller, kleiner Schlachter ums Eck, der sich mit Wild auskennt, zerlegt ihr das Tier fachgerecht. „Wildbret ist so facettenreich“, sagt sie. Klar gibt es auch mal den klassischen Rehrücken, aber auch Steaks zum Grillen oder Hackfleisch für die Bolognese. Am liebsten alles selbstgeschossen. Von Lena kaufe ich auch etwas ab, wenn sie grad wieder etwas geschossen hat.
Aber wo bekommt man eigentlich Wildfleisch, wenn man nicht grad einen Jäger kennt? Da möchte ich euch die Seite Wild-auf-wild.de empfehlen. Neben erstklassigen Rezepten findet ihr hier auch eine Postleitzahlsuche, in der ich nach einem Wildanbieter und/oder einem Restaurant, das Wild auf der Karte hat, suchen.
Ich habe auf dem NDR noch eine spannende Doku gefunden, die ich euch ans Herz legen möchte. Vor allem ab Minute 18 finde ich die Ansicht des Ausbilders sehr vorbildlich zu sagen, dass man sich immer wieder hinterfragen muss und auch in den eigenen Reihen auf die schwarzen Schafe zeigen muss, denn diese beeinflussen das Image des gesamten Berufsstandes.
Was ich auch noch spannend fand, war der Blog von Mounira Kiefer alias Miss Hunt. Ein spannender Blog, der viele Fragen beantwortet. Zum Beispiel wie es für sie als Jungjägerin ist, in einem eher männerbestimmten Hobby Fuß zu fassen und mit welchen Hürden man rechnen muss, wenn man sich für dieses Hobby entscheidet?
https://www.instagram.com/p/CFaJ-LVK1MU/
So, in diesem Sinne,
Waidmannsheil, eure Deichdeern Julia
Moin, ich bin Julia! Ich lebe mit meiner Familie im Herzen Nordfrieslands und schreibe seit 2015 als Deichdeern auf meinem gleichnamingen Blog über alles, was mein Landherz höher schlagen lässt. Ich mag den Blick über den eignen Tellerrand - pardon Deich - und nehme euch deshalb gern mit auf einen Entdeckungstörn durchs heimische Gewässer, unserem schönen Schleswig-Holstein. Mein Schreibstil und mein Charakter sind sich sehr ähnlich: Authentisch. Ehrlich. Norddeutsch geradeaus. Ohne viel Schnickschnack. Also, Leinen los!
Herzlich willkommen in der Neuen Etage. Die Aussicht hier oben ist top, alles riecht noch ganz frisch und es gibt regelmäßig etwas Neues zu entdecken.