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„Jetzt einen Kaffee!“ Nicht nur gehetzte Büromenschen schätzen die Möglichkeit, unterwegs einen frisch gebrühten Kaffee für den Weg zu kaufen. Ich nehme mir die leckere Kaffeespezialität von meinem Lieblingsbäcker auch einfach mal gern mit auf die Wiese im Stadtpark – „Coffee To Chill“ sozusagen. Klar habe ich einen Thermo-Mug. Der steht aber im Koffein-Notfall meist zuhause im Regal – neben dem bunten To Go-Bambus-Becher mit Silikonhülle und -deckel. Und dann? Einmalbecher geht gar nicht! Mindestens jeden dritten Morgen ärgere ich mich beim Frühspaziergang mit unserem Hund über einen dieser bunt bedruckten Pappbecher, die mir über den Weg kullern.
Offensichtlich bin ich nicht die Einzige, die zeitweise unter „Becher-Vergesslichkeit“ leidet, denn es gibt bereits mehrere Pfandlösungen für Mehrwegbecher. Klar, dass sich auch der Klimapakt Flensburg Gedanken gemacht hat, wie man der Sache Herr wird. Matthias Dill vom Klimateam der Stadt ist überzeugt von der Pfandidee – auch, wenn die entsprechenden Trinkgefäße aus Kunststoff sind: „Entscheidend ist, dass die Becher wiederbenutzt werden!“, sagt er. Und das funktioniert mit den Mehrwegbechern zum Einmalkauf oft nicht so gut, wie geplant. Auch Pfandbecher mit hippem Design sind nicht optimal. „Die werden gern als günstiges Souvenir ,entfremdet'“, so Matthias Dill. Und dann ist es wieder nix mit dem Wiederverwerten.
Nachdem er und sein Team drei Pfandsystem-Mitanbieter nach einem Kriterienkatalog unter die Lupe genommen hatten, stand fest: Flensburg will den FairCup. „Die FairCup UG hat das nachhaltigste Angebot“, so Matthias Dill. 2017 ist das Unternehmen in Göttingen als Schülerprojekt gestartet und hat seitdem zahlreiche Städte in Deutschland von seiner Idee überzeugt. Auch auf Föhr ist es angelandet – und ab dem 3. Juni in Flensburg zu kriegen. An etlichen Stationen – von der Bäckerfiliale bis zum Studentenwerk – kann man sich dann seinen Becher füllen lassen und auch wieder abgeben. Im Café isa in der Norderstraße gibt es die Becher schon jetzt – ein gelungener Frühstart!
Das Prinzip ist einfach: Ich kaufen mir meinen „Coffee To Chill“ bei einem Partnerunternehmen, zum Beispiel am Südermarkt. Dafür zahle ich zusätzlich zu dem Preis für meinen Soja-Cappucchino ein Euro Becher- und 50 Cent Deckelpfand. Derart für meine Frischluftpause ausgestattet, schlendere ich gemütlich hoch zum Museumsberg, wo ich mich mit Kaffee und Buch auf die Wiese setze. Nach meiner kleinen Auszeit verstaue ich Buch und Becher in meinem Rucksack – dank Verschlussdeckel völlig tropffrei. Auf dem Rückweg zum Schreibtisch gebe ich ihn in der Norderstraße bei einem anderen FairCup-Partner wieder ab und bekomme mein Pfand zurück. Die Bilanz: ein leckerer Kaffee auf dem Weg, kein Müll und kein privates Becherlager zuhause.
Die Becher gibt es in vier Größen (von 0,2 bis 0,5 Liter) und mit zwei Deckeln, einen mit Trinköffnung, einen zum Verschließen. Hergestellt sind sie aus dem „gutem“ Plastik – PP, ohne Weichmacher und sie sind recyclebar. Seit diesem Jahr fliegt sogar der „Blaue Engel“ auf die innovative To Go-Lösung aus Göttingen. Überzeugt haben die Niedersachsen in Flensburg auch mit ihrem Ansatz, der über den Fokus „Coffee to Go“ hinausgeht. „Im ersten Schritt wird es bei uns zwar auch hauptsächlich um Kaffee gehen“, so Matthias Dill. Aber die FairCup-Becher lassen sich dank des Verschlussdeckels auch gut als Transportmittel für andere Lebensmittel nutzen: Salat für die Mittagspause, Müsli fürs zweite Frühstück oder ganz ohne Deckel für den absolut müllfreien Eisgenuss für alle, die keine Waffeln mögen.
Einige haben angeregt, dass es das faire Pfandgeschir auch als Müslischale mit Deckel geben sollte. Ich fänd`s klasse!
Grundidee & Standorte (ab Juni): www.fair-cup.de
Moin, mit Jahrgang 1972 bin ich die „Seniorin“ in der Neuen Etage und fühle mich in dieser besonderen WG pudelwohl. Geboren in Bad Oeynhausen (Nordrhein-Westfalen) habe ich mich schon während meines Zeitungsvolontariats in den Norden verliebt. Nach ein paar Umwegen über Köln, Bamberg, Bayreuth und Oldenburg (Nds.) bin ich 2014 samt Mann und Hund (wieder) in Schleswig-Holstein angekommen. Inzwischen leben wir in Harrislee, einer Gemeinde direkt an der dänischen Grenze und nur einen Katzensprung von Flensburg entfernt. Wenn ich nicht am Schreibtisch sitze, gehe ich am liebsten direkt vor der Haustür zu Fuß auf Entdeckungstouren oder powere mich im Kajak auf der Förde aus.