Ich habe zuhause ziemlich viele Körbe. Körbe aus Palmenblättern, aus Seegras und Körbe aus Rattan. Und irgendwie glaubte ich, dass das doch gar nicht so schwer sein kann, sowas selber zu machen. Daher habe ich bei der letzten Redaktionssitzung vorgeschlagen, dass ich das mal ausprobiere und darüber einen Beitrag schreibe. Ich ging also los in den Bastelladen, kaufte mir zwei Rollen mit Peddigrohr und zuckelte nach Hause. Ein paar Youtube-Tutorials später konnte ich dann auch schon loslegen.
Mein erster fertiger Korb ist eine kleine Schale für Obst, die ich mir in die Küche stellen werde. Sie ist absolut nicht perfekt, aber darauf kommt es nicht an. Sie erinnert mich in ihrer Unperfektheit nämlich an die Dinge, die ich noch lernen muss.
Im Grund ist Korbflechten das einfachste auf der Welt. Hat man den Dreh einmal raus, flechtet sich der Korb quasi von selbst. Hoch, runter, hoch, runter – ich erkläre es euch gleich noch im Detail. Und weil es in anderen Tutorials so einfach aussah, dachte ich, dass das hier einfach nur ein simples DIY werden würde. Es wurde am Ende aber eine Achtsamkeitsübung für mich. Denn Körbe flechten ist zwar im Grunde eine super einfache Sache, aber man lernt dabei auch einiges über Geduld und ein ausgewogenes Verhältnis von Kraft und Einfühlsamkeit. Genau das fehlt mir nämlich manchmal. Ich will dann ratzfatz etwas fertig haben und werde fahrig. Drückt man beim Korbflechten allerdings zu doll, oder zieht man zu ruppig, ist der Korb hinüber. Denn das Rohr verzeiht einem so etwas nicht, es bricht unwiderruflich durch. Ich habe dabei also gelernt mir die Zeit zu nehmen und mit ganz viel Ruhe zu arbeiten.
Aber zurück auf Anfang:
Da lag jetzt also dieses Peddigrohr auf meinem Schreibtisch. Hart, rau und brüchig. Diese Eigenschaft ändert sich jedoch, sobald es mit Wasser in Verbindung kommt. Lag das Rohr für etwa 3-4 Minuten in warmem Wasser, ist es sehr flexibel und lässt sich einfacher verarbeiten.
Um loslegen zu können, braucht man zunächst 8 gleichlange Stücke des Rohres, die eingeweicht werden. Anschließend werden vier der Rohre in der Mitte mit einem 2-3 cm langen Schlitz versehen. Durch diesen werden dann die anderen vier Rohre hindurchgeführt, sodass sie sich in der Mitte kreuzen. Das sind die Teile, die ich im weiteren Verlauf als die „Mittel-Rohre“ bezeichnen werde. Soweit, so simpel.
Anschließend weicht man ein weiteres Rohr im Wasser ein, damit man mit dem eigentlichen Flechten loslegen kann. Ist das Rohr flexibel, wird es vorsichtig in der Mitte geknickt. Das geht am besten, wenn man es vorsichtig unter Wasser macht. Drückt man zu doll, bricht das Rohr. Drückt man zu wenig, ist der Knick nicht doll genug. Am besten übt man nur soviel durch aus, dass das Rohr ganz langsam unter den Fingern nachgibt und langsam die Form bekommt, die man haben möchte.
Ist das geschafft wird dieses Rohr, das Flecht-Rohr, an einer der Seiten des Kreuzes angelegt, sodass die eine Hälfte über den vier Rohren liegt und die andere Hälfte darunter. Anschließend wird das Rohr um 90° gebogen und der Teil, der beim ersten Viererbündel unten lag, wird nach oben geführt – und andersrum. So verfährt man, bis man 1-2 Mal um das Kreuz aus dem Mittel-Rohr herumgeflochten hat.
Anschließend werden die vier Mittel-Rohre auseinander gezogen, sodass acht mal zwei Rohre aus der Mitte herauskommen. Um diese flechtet man erneut herum. Wieder wird jeweils das untere Flecht-Rohr nach oben geführt, während das obere Flecht-Rohr nach unten geführt wird. So entsteht langsam ein Muster, welches schon an einen Korb erinnert.
Später werden dann auch die Zweierbündel getrennt, sodass man um die 16 Einzelrohre herumflechtet. Wann hierfür der richtige Moment ist, muss man ausprobieren. Die Mittel-Rohre sollten dabei nämlich nicht zu sehr abgeknickt werden, sonst ist die Gefahr hoch, dass sie brechen. Passiert das, ist das Malheur groß.
Während des Flechtens sollte auf jeden Fall darauf geachtet werden, dass die einzelnen Rohre schön dicht beieinander liegen und das Flechtwerk möglichst eng ist. Dabei sollte man aber auch nicht zu viel Druck aufwenden, denn sonst – ihr ahnt es vielleicht schon – bricht das Rohr.
So flechtet man sich dann langsam den Korb entlang. Ist ein Rohr aufgebraucht, werden die Enden im Korb verwoben und ein neues Rohr wird angesetzt. Dazu wird wieder ein eingeweichtes Rohr in der Mitte gebogen und an einem der Mittel-Rohre angesetzt.
Hat der Korb die gewünschte Höhe erreicht, gilt es den Rand zu versäubern. Hierzu gibt es verschiedene, teils sehr kunstvolle, Anleitungen. Ich habe mich für die Basis-Variante entschieden, bei der die einzelnen Mittel-Rohre einfach ineinander verwebt werden. Die Enden werden dann jeweils im Flechtwerk verwoben. Ganz wichtig: bevor ihr mit dem Versäubern loslegt solltet ihr auf jeden Fall noch einmal Einweichen, damit die Rohre auch schön flexibel sind. Dabei kann man den Korb auch ganz behutsam noch einmal in Form drücken, sodass er schön gleichmäßig aussieht.
Ich gebe zu: das geht mit Sicherheit auch eleganter, aber ich bin trotzdem mit meinem ersten, fertigen Körbchen sehr zufrieden. Praktischer Weise habe ich sogar noch etwas Rohr übrig, sodass ich mich bald nochmal daran versuchen werde. Sollte dabei noch ein schöneres Exemplar entstehen, werde ich euch auf jeden Fall auf dem Laufenden halten!
Ich bin Johanna und lebe im schönen Kiel. Ich bin ein in den frühen 90'ern geborenes Nordlicht und finde, dass es kaum einen schöneren Ort zum Leben gibt, als unser Bundesland zwischen den zwei Meeren. Ich liebe es mir an der See den Wind um die Nase pusten zu lassen – und das bei jedem Wetter. Ansonsten schlägt mein Herz für schönes Wohnen. Ich liebe gutes Design und baue auch gern mal das ein oder andere Möbelstück selbst.
Wiebke Misfeldt
6. März 2019Der ist sehr schön geworden 🙂 super Idee