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Wenn das Finanzamt ruft, werden in deutschen Haushalten alle Jahre wieder fleißig Belege sortiert, Fahrtkilometer errechnet und Formulare ausgefüllt. Stefan Waubke ist BWL Bachelor mit Schwerpunkt Steuerrecht und Steuerfachangestellter bei Steuerberater Uwe Koock in Kiel. Er verrät, warum jeder eine Steuererklärung abgeben sollte, welche Kosten absetzbar sind und was Nicht-Experten gerne mal übersehen.
Herr Waubke, muss eigentlich jeder eine Steuererklärung abgeben?
Nicht jeder muss, aber alle dürfen. Bei Arbeitnehmern wird die Steuerschuld in der Regel über die Lohnsteuer abgegolten und damit ist das Thema erledigt. Zur Abgabe einer Steuererklärung ist man nur verpflichtet, wenn besondere Konstellationen zutreffen.
Zum Beispiel?
Etwa, wenn man gleichzeitig bei mehreren Arbeitgebern beschäftigt ist, wenn man steuerpflichtige Nebeneinkünfte von mehr als 410 Euro hat oder wenn Freibeträge auf der Lohnsteuerkarte eingetragen sind. Das sind nur wenige Beispiele. Ganz unabhängig davon würde ich jedem empfehlen, eine Steuererklärung abzugeben.
Warum?
Weil Arbeitnehmer dabei grundsätzliche gute Chancen haben, Geld zurückzubekommen.
Welche Kosten kann man denn absetzen?
Werbungskosten zum Beispiel. Darunter fallen unter anderem Fahrtkosten zum Arbeitsplatz. Den vom Gesetzgeber angesetzten Pauschalbetrag von 1.000 Euro überschreitet man bereits ab einem einfachen Arbeitsweg von 16 Kilometern. Insbesondere für Pendler kann sich das schnell lohnen.
Noch etwas?
Handwerkerleistungen und haushaltsnahe Dienstleistungen kann man ebenfalls steuerlich geltend machen. Das gilt übrigens auch, wenn man zur Miete wohnt. Zum Beispiel, wenn diese Leistungen in der Nebenkostenabrechnung auftauchen, wie für die Gartenpflege oder den Schornsteinfeger. Dann rechnet man die entsprechenden Positionen heraus und kann mit bis zu 20 bis 30 Prozent Erstattung rechnen.
Welche absetzbaren Kosten werden von Nicht-Steuerexperten häufig übersehen?
Vielleicht weiß nicht jeder, dass Gegenstände, die teils beruflich und teils privat genutzt werden, anteilig abgesetzt werden können. Das kann zum Beispiel ein Laptop sein, das man zu Hause nutzt, aber über das man auch Arbeitsmails abruft oder berufliche Dokumente bearbeitet. Auch Gesundheitskosten hat man vielleicht nicht sofort auf der Rechnung.
Was genau fällt darunter?
Ganz klassische Dinge, wie zum Beispiel Brillen, Zahnersatz oder Medikamente. Generell können sämtliche Kosten für die Gesundheit steuerlich abgesetzt werden, die 4 Prozent des eigenen Bruttolohns übersteigen. Davon profitieren vor allem Ältere, Geringverdiener oder Menschen, die unter einer längeren Krankheit leiden.
Wenn ich alles zusammen habe, bis wann muss ich die Steuererklärung dann abgeben?
Aktuell bis zum 31. Mai des Folgejahres. Das heißt, die Einkommensteuererklärung 2017 muss bis zum 31. Mai 2018 beim Finanzamt sein. Schafft man das nicht, kann man eine Fristverlängerung beantragen. Dann muss man allerdings glaubhaft begründen, warum man die Abgabefrist nicht einhalten kann. Mit der Steuererklärung 2018 kann man sich übrigens etwas mehr Zeit lassen, denn ab 2019 verlängert sich diese Abgabefrist bis zum 31.07.
Wie übermittle ich meine Daten? Digital oder auf Papier?
Der digitale Weg wird vom Finanzamt präferiert und das Portal Elster-Online hilft bei der Umsetzung.
Welches sind die Vorteile?
Man verschwendet kein Papier und fängt beim Ausfüllen nicht in jedem Jahr wieder bei Null an, sondern kann zum Beispiel seine persönlichen gespeicherten Daten einfach übernehmen. Für Unternehmen ist die digitale Steuererklärung schon verpflichtend, lediglich Arbeitnehmer dürfen noch analoge Formulare einreichen.
Ihr Tipp für Unsichere und Steuermuffel?
Lieber einmal die Hilfe eines Experten in Anspruch nehmen, als sich später mit einer unvollständigen oder falschen Steuererklärung herumzuärgern. Man kann zum Beispiel beim Steuerberater einmal seine Lebenssituation prüfen lassen, sich zu den wichtigsten Punkten informieren und so das Wissen des Beraters für sich nutzen. Auf dieser Grundlage kann man seine Steuererklärung in den kommenden Jahren dann ganz gut selbst machen.
Ich bin Henning, studierter Anglist und freiberuflicher Texter. Ich lebe in Kiel, bin Ehemann von Anne, Vater von Moritz und Herrchen von Victor. Ich mag Listen, hasse Chaos und kann am besten entspannen, wenn das Meer rauscht, der Wind weht und die Leute nicht so viele Worte verschwenden.