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Ich finde Hausmeister super. Das letzte Mal, dass ich in einer Wohnung mit Hausmeister gewohnt habe, ist zwar schon etwas her, aber ich kann mich noch gut erinnern: Man musste nicht selbst Laub fegen, keinen Schnee schippen und wenn im Haus oder in der gemieteten Wohnung mal irgendwas hakte oder klemmte, stand spätestens am nächsten Tag ein handwerkliches Allround-Genie im Blaumann auf der Matte, das so gut wie jedes technische Problem lösen konnte.
So jemand ist Kurt Suhr. Der 31-jährige gelernte Heizungsbauer trägt heute zwar keinen Blaumann, dafür Arbeitshose und Sweatshirt mit dem Aufdruck „bgm.Service“ – beides übrigens blau. Seit drei Jahren arbeitet er bei der Baugenossenschaft Mittelholstein eG (bgm) als Hausmeister und ist dabei für rund 1.500 Wohneinheiten in Büdelsdorf und der näheren Umgebung zuständig. Um zu erleben, wie so ein klassischer Hausmeister-Tag abläuft, darf ich ihn einen Vormittag lang begleiten.
„DEN typischen Tag gibt es gar nicht“, nimmt er mir gleich den Wind aus den Segeln. „Das Tolle an meinem Beruf ist ja gerade die Abwechslung. Ich bin das Mädchen für alles“, grinst Suhr, während er durch seine aktuelle Auftragsliste blättert. Heute stehen nur kleinere Reparaturen auf dem Plan: Die Chromabdeckung eines Wasserzählers in einer leerstehenden Wohnung muss montiert werden, in einem anderen Haus ist ein Kellerfenster zerbrochen und in einer neu bezogenen Wohnung gibt es Probleme mit der Dunstabzugshaube in der Küche. „Mit dieser Mieterin haben wir in einer Stunde einen Termin“, sagt Suhr, „also müssen wir langsam mal loslegen.“
Wir springen in seinen weißen bgm-Kastenwagen, der mit allem ausgerüstet ist, was man als Mädchen für alles eben so braucht: Neben einem eingebauten Werkzeugschrank ist ein einsatzbereiter Schraubstock montiert, daneben hängen Sägen und Bolzenschneider, Schläuche und Kabel. Gegenüber sind neben einer Leiter Besen und Harke sicher verstaut. Die braucht Suhr zum Beispiel für die regelmäßige Überprüfung der Kinderspielplätze, die zu den Objekten der bgm gehören. „Jeden Spielplatz checke ich mindestens alle zwei Wochen“, sagt Suhr. Dazu gehört es dann unter anderem, den Sand einmal durchzuharken, die Spielgeräte zu überprüfen und – wenn nötig – zu reparieren.
Um das fachgerecht tun zu können, hat er sogar eine spezielle Weiterbildung an der DEKRA Akademie absolviert. Weitere Fortbildungen sind in Planung, zum Beispiel zum Thema Elektrik. „In diesem Bereich darf ich viele Arbeiten nicht durchführen, die ich fachlich eigentlich beherrsche – weil mir formal die Qualifizierung fehlt“, erklärt Suhr. „Aber wir sind gerade dabei, eine geeignete Fortbildung zu suchen. Zum Glück sieht mein Arbeitgeber da auch Bedarf und unterstützt mich dabei.“
Trotz bester Ausstattung kann er natürlich nicht für jede Eventualität die passenden Ersatzteile dabei haben. Deshalb geht es erst mal ins Lager. Hier stapeln sich Kartons und Ablagefächer bis unter die Decke – und in denen gibt es fast alles, was in Wohnung oder Hausflur kaputt gehen kann: von Abdeckungen für Außen- und Innenbeleuchtung über unterschiedlichste Sicherungen bis zur Verbindungsdosen und Kabel, Kabel und nochmal Kabel. In einer Ecke liegt ein Stapel Fußmatten. „Davon nehmen wir auch noch eine mit“, sagt der Hausmeister. Denn bei einem anderen Auftrag hat er gesehen, dass die Matte im Hausflur nebenan schon ausgefranst und unansehnlich war. Also wird getauscht.
Es geht also nicht nur darum, Aufträge abzuhaken? „Im Gegenteil“, sagt Suhr. „Wenn ich unterwegs bin, halte ich natürlich immer die Augen offen. Wenn ich dabei eine kaputte Lampe sehe, dann repariere ich die natürlich schnell. Und wenn irgendwo Müll herumliegt, dann schwinge ich den Besen.“ Oder die Fußmatte. Dabei klappt natürlich nicht immer alles, aber der Mann weiß sich zu helfen. Da die neue Matte nicht in die vorgesehene Vertiefung im Eingangsbereich passt, wird mit dem Teppichmesser nachgeholfen. Zwei Minuten. Fertig. Weiter geht’s.
Die Mieterin mit der defekten Dunstabzugshaube wartet schon. Man kennt sich, der Umgangston ist locker, es wird gescherzt. Die meisten Mieter freuen sich, wenn der Hausmeister kommt. Denn dann hat ihr Ärger mit klemmenden Türen, kaputter Beleuchtung und anderen Unwägbarkeiten des Wohnalltags endlich ein Ende. Meistens jedenfalls. Denn die Dunstabzugshaube kann Suhr ausnahmsweise mal nicht selbst reparieren. Für solche Fälle hat er ein Tablet im Auto, in das er einen entsprechenden digitalen Auftrag eingibt. Mit dem kann dann die Abteilung Technik der bgm einen kooperierenden Fachbetrieb mit der Reparatur beauftragen. Hausmeister Suhr ist dann schon längst unterwegs zum überübernächsten Auftrag. Mindestens.
Ich bin Henning, studierter Anglist und freiberuflicher Texter. Ich lebe in Kiel, bin Ehemann von Anne, Vater von Moritz und Herrchen von Victor. Ich mag Listen, hasse Chaos und kann am besten entspannen, wenn das Meer rauscht, der Wind weht und die Leute nicht so viele Worte verschwenden.
Louise
20. Dezember 2018Ich kann mir aber auch vorstellen, dass ein Hausmeisterservice ein richtig spannender Job ist. Wo sonst ist es so abwechslungsreich. Bei uns im Wohnheim hatten wir auch einen Hausmeister, der sich um alles immer gleich gekümmert hat.
Ferdinand
3. Januar 2019Hallo Henning, vielen Dank für diese erfrischende Sichtweise. Ich finde auch der Hausmeister Service ist eigentlich ein solider, vielfältiger Beruf! Wie du schon beschrieben hast kann man vielfältige Weiterbildungen absolvieren und dann gegebenenfalls mit Elektronik oder Ähnlichem arbeiten.
Mian
4. Januar 2019Hi, ich habe mir die Seite nur kurz angeschaut. Wenn Ihr nach Kooperationspartner für Hausmeisterservice in Wießfels sucht: https://www.reinigung-pusch.de/hausmeisterservice. Ein anderes Wort was mir gefällt für Hausmeister ist auch Handyman/woman. 🙂
Melanie Samsel
16. Januar 2022Lieber Henning, vielen Dank für den Bericht! Ich finde es sehr interessant, dass Hausmeister anscheinend generell immer ein wenig die Augen offen halten, selbst wenn sie etwas anderes erledigen. Unser Hausmeister ist genauso, da er Probleme löst, bevor wir sie überhaupt bemerken. Erst vor kurzem wurden wir morgens wach und er war dabei, eine kaputte Lampe zu reparieren, welche er kurz vorher beim Vorbeifahren bemerkt hat.