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Tunnelblick macht glücklich

  • 4. Mai 2017
  • Von Susanne
  • 2 Kommentare
Tunnelblick macht glücklich

Unbezahlte Werbung / Markennennung

Ein kleiner Urlaub in Angeln

Martin und ich haben uns selbst ein Wochenende in Glücksburg geschenkt. Der Frühling ist in vollem Gange und wintersmüde wie wir sind, wollen wir uns ein bisschen von seiner Energie anstecken lassen. In einer Gegend, die wir noch nicht kennen und ganz ohne Hektik. Dazu passt auch die Pension Smucke Steed, die wir uns für unseren Miniurlaub ausgesucht haben. Das Haus liegt etwas abseits vom Ortszentrum auf einem Hügel über dem Schwennautal, weiter hinten blitzt die Ostsee durch das Schilf. Zu Fuß sind es nur zehn Minuten bis zum Strand.

Die Villa von 1898 war ursprünglich ein Mädchenpensionat. Höhere Töchter verbrachten hier die Sommerfrische, auch in der Hoffnung (ob der eigenen oder der der Eltern ist nicht überliefert), auf der Promenade des einst mondänen Seebads oder beim Tanz im Strandhotel einen heiratswilligen Mann kennenzulernen. Aus dieser Zeit gibt es auch noch Fotos, erzählt uns Kathrin Heumüller, die an der Rezeption die Gäste empfängt und auch sonst dafür sorgt, dass es an nichts fehlt. Vor drei Jahren krempelten die Hoteliers Christine und Sönke Roß die Ärmel hoch und das ganze Haus um und machten daraus die Smucke Steed. Schönes Ding, heißt das auf Dänisch und das ist pures Understatement. 16 Zimmer gibt es, dazu einen verandaähnlichen Frühstücksraum, einen großen Garten und ein Saunahaus. Alles ist von einer Großzügigkeit geprägt, die ich sehr mag. Hier geht es entspannt zu. Das liegt an den Menschen, die hier arbeiten, es liegt aber auch an dem nordisch zurückhaltenden Designkonzept des gesamten Hauses. Und wie das so ist, wenn etwas gut gemacht ist, wirkt das eine auf das andere und umgekehrt: Wo wenig Schnickschnack ist, ist viel Raum für die eigene Energie und für Ruhe. Wir fühlen uns sofort wohl.

So schön wie es hier ist, uns zieht es raus. Denn auch das Wetter meint es gut mit uns und so fahren wir ein kleines Stück bis zum Ausgangspunkt für unsere Wanderung von Langballigau nach Unewatt und zurück. Am kleinen Hafen ist noch nicht viel los um diese Jahreszeit. Aber frisch gebratene Fischfrikadellen gibt´s fast immer – und die besten Fischbrötchen weit und breit, im Strandweg, beim Odinfischer. Wer vormittags kommt, kann bei Fischer Lehuniak auch Fisch direkt vom Kutter kaufen. Jedenfalls, wenn der genug in den Netzen hatte. Uns ist das heute egal. Erstens haben wir gut gefrühstückt. Zweitens macht sich auch der frischeste Fisch auf einer mehrstündigen Wanderung irgendwann nicht mehr so gut.

Wir wenden der Förde erstmal den Rücken zu und überqueren die Haffstraße. Auf der anderen Seite gabelt sich der Weg. Ein Schild „Autal-Rundweg“ weist uns nach links. Schon nach wenigen Metern schlängeln wir uns um eine bewaldete Anhöhe und dann sind wir auch schon mitten im Tunneltal der Langballigau. Hier hat die letzte Eiszeit getan, was sie konnte. Wo heute die Au gemütlich vor sich hintreibt, floss vor 25.000 Jahren das Schmelzwasser der Gletscher ab. Wie überall rund um die Flensburger Förde wurden dabei jede Menge Gesteins- und Erdmassen zu Hügeln aufgetürmt. Aber das ist ja das Schöne an Talwanderungen: Die steilen Hänge kann man einfach rechts und links liegen lassen.

So minimalistisch wie in unserem Hotel ist es um diese Zeit auch noch hier Draußen. Das Grün ist zum Teil erst zu erahnen, zum Teil hat man das Gefühl, den Bäumen und Sträuchern dabei zusehen zu können wie sie sich stündlich mehr entfalten. Wie kleine Geschenke leuchten zwischen dem vertrockneten Laub ab und zu gelbe, weiße und violette Blütenkissen auf. Geballte Kraft steckt in jedem Halm, in jedem Ast und Stamm. Eigentlich müsste man die Säfte blubbern und steigen hören, aber das ist mir noch nie gelungen. Dafür geht es um und über uns umso lauter zu. Je weniger unsere Augen noch von Blütenpracht und Blattgrün abgelenkt sind, umso deutlicher nehmen wir die Gesänge der Landschaft wahr. Fast meditativ plätschert die Au der Küste entgehen. Emsig und vielbeschäftigt dagegen das Tiervolk. Ein Specht hämmert an einer Buche herum. Bienen umschwirren die Kätzchenweiden am Wegesrand. Ich meine, die Schreie von Seeadlern zu hören. Und tatsächlich: Kurze Zeit später ziehen drei ziemlich große Greifvögel ihre Kreise über uns. Toll! Mir fällt ein, dass ich ja früher mal Naturfilmerin werden wollte und zücke die Kamera. Ob das Ergebnis überzeugend ist, überlasse ich eurer Entscheidung (mit Ton): 20 Sekunden Meditation an der Au

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Nach eineinhalb Stunden kommen wir in Unewatt an. 69 Menschen leben hier in einer intakten Dorfstruktur. Das ist kein Zufall. „Ein Dorf mit Museum und ein Museum mit Dorf.“ beschreiben sie ihr ungewöhnliches Projekt: Fünf so genannte Museumsinseln bilden zusammen das volkskundliche Landschaftsmuseum Angeln, das sich spazierend erkunden lässt. In der Windmühle Fortuna, in der Buttermühle, im Marxenhaus, in der Räucherei und der Christesen-Scheune ist zu erfahren wie und wovon die Menschen in Angeln früher gelebt haben. Übers Jahr verteilt gibt es Sonderausstellungen, Konzerte und Führungen und allerhand mehr. Martin war noch nie in einer Windmühle, damit ist die Entscheidung gefallen, was wir uns vor der wohlverdienten Kaffeepause anschauen. Fortuna, die Mühle des Glücks, hat sogar ein betriebsfähiges Mahlwerk. Heute stehen die Räder allerdings still. Macht nichts. Wir amüsieren uns über die Werbung für Mühlsteine, staunen über die vielen Sorten Saatgut, die hier gesammelt stehen und freuen uns über die weite Aussicht von der Plattform unter den mächtigen Flügeln. Dann gönnen wir uns noch einen Abstecher in die Buttermühle. Bis in die 20er Jahres des letzten Jahrhunderts wurden von hier aus Butterpakete – im Abo! – bis nach Berlin verschickt.

Jetzt noch ein ordentliches Stück Torte im Landhaus Unewatt. Wir können sogar auf der Terrasse sitzen. Dann schlendern wir gemütlich zurück. Damit es ein Rundweg wird, folgen wir der Straße, die rechts am Dorfteich vorbeiführt, bis zu einer kleinen Straße, die „Knös“ heißt. Dort biegen wir links ab und folgen den Schildern nach Langballigau.

Allmählich ist es Zeit für einen Apéro. Und Zeit für´s Meer an „unserem“ Hausstrand in Glückburg. Unglaublich, aber es ist immer noch so warm, dass wir auch beim Bistro Sandwig auf der Terasse dem Sonnenuntergang entgegensehen können. Im Gegenlicht wagen sich ein paar Wellenreiter hinaus. Hund Otto hat die gleiche Frisur wie Frauchen und Frauchens Tochter. Ein anderer Hund buddelt selbstvergessen vor sich hin. Entspannte Menschen essen Eis. Ein Opa teilt sich Pommes mit seiner Enkelin, kleine Jungs schöpfen wie an allen Stränden Wasser aus dem Meer. Und wir? Sind einfach nur glücklich.

Susanne

Ich bin Susanne, Kieler Sprotte mit rheinischem Gen. Nach Stationen in Köln und auf Sylt lebe ich seit über zwanzig Jahren wieder in Kiel. Mittendrin, mit meinem Mann Martin – und tonnenweise Büchern. Sozialisiert als Wollsocke der ersten Generation traktierte ich schon als Dreizehnjährige meine Familie mit makrobiotischer Kost.

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