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Tauschen, Plauschen – und helfen!

  • 10. Januar 2023
  • Von Imke
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Tauschen, Plauschen – und helfen!

Donnerstag, kurz vor 10 Uhr. Eine Handvoll Menschen steht vor der Tür von Tausch und Plausch. Ein junges Paar ist dabei. Der Bauch der Frau verrät, dass sie bald mindestens zu dritt sein werden. Eine Frau mit ihrem jugendlichen Sohn – beide bepackt mit gefüllten Kartons und randvollen Tüten, einem Schulranzen und zwei Rucksäcken. Etwas abseits sehe ich noch einen junger Mann, der auf sein Smartphone guckt.

Einen Moment später öffnet Julia Kunze die Tür. Julia gehört zum Team des „Schutzengel“. Der Schutzengel ist eine Einrichtung für Frühe Hilfen und betreibt diesen besonderen Ort zusammen mit dem Familienzentrum von Adelby 1, Träger von Kindertagesstätten, Familienzentren, Frühförderung, Offenem Ganztag, Stationärer Kinder- und Jugendhilfe und Integrationshilfen.

Drinnen sieht es aus wie in einem Kinderbekleidungsladen. In den Regalen an der Wand liegen ordentlich zusammengelegt und nach Größen sortiert unterschiedliche Kleidungsstücke. An einer Wand stehen lange Kleiderständer – bis auf den letzten Zentimeter vollgehängt mit Kinderjacken. Es gibt Boxen mit Schuhen, Stoffkisten mit Strumpfhosen, Dreieckstüchern, Unterwäsche, sogar einen kleinen Bereich für Umstandskleidung und Männersachen. Ein riesiger grüner Drache wacht über eine Kinderspielecke. Dreimal wöchentlich ist hier aktuell für jeweils ein paar Stunden geöffnet.

In dem kleinen Laden ist es mit fünf Personen inzwischen schon gut gefüllt. Der junge Mann, der mit mir vor der Tür gestanden hat, steht nun etwas verloren herum. „Was brauchst du?“, fragt Nadine Sprank-Radek. Die Ehrenamtliche ist seit über zehn Jahren dabei. Damals hatte Tausch und Plausch sein Domizil noch in einem Kellerraum. Heute kommt viel Licht durch das große Fenster des kleinen Ladens. „Ich weiß nicht genau.“ „Wie alt ist denn dein Kind?“ „Ein paar Monate.“ „Junge oder Mädchen?“ „Junge.“ „Was braucht er?“ „Alles.“

Mehr Infos braucht Nadine nicht. Sie greift in die Regale, zieht zielsicher alles heraus, was ein Baby als Erstausstattung brauchen kann. „Was gefällt dir?“, fragt sie schließlich, als alle Sachen auf einem Stapel liegen. Gemeinsam gucken sie die Sachen durch. Der junge Mann taut immer mehr auf, begutachtet die einzelnen Kleidungsstücke. Am Ende geht er mit einer vollen Tasche wieder heraus. Zahlen muss er nicht. Niemand braucht hier eine Geldbörse. Jeder Besucher darf sich maximal drei Teile pro Kleidungsart und -größe nehmen.

„Wir wollen keinen Gewinn machen, aber wir sind auch keine Kleiderkammer und auch kein Selbstbedienungsladen. Die Grundidee ist, dass alle, die etwas mitnehmen, auch etwas abgeben. Dass muss nicht am selben Tag sein, das wird auch nicht kontrolliert. Es geht uns nur darum, dass es ein Geben und Nehmen ist“, erklärt Monika Söhler, Leiterin des Familienzentrums von Adelby 1. „Und das funktioniert ganz gut“, ergänzt sie. Auch die Frau mit dem jugendlichen Sohn hat heute aussortierte und gut erhaltene Kinderkleidung gebracht, dazu Schuhe, eine Schwimmhilfe, einen Schulranzen, Spiele und vieles mehr.

Neben dem Tausch ist Monika auch der Plausch sehr wichtig. Dazu ist ein Blick auf die Geschichte sinnvoll, denn entstanden ist Tausch und Plausch vor über zehn Jahren aus der Idee heraus, Flensburger Familien ganzheitlich noch besser zu unterstützen. Der kleine Laden ist ein Baustein in dem aus dieser Idee erwachsenen Konzept. Zusätzlich zu Kleidung, Kinderwagen und vielen anderen Dingen, die familen brauchen, stehen daher in dem Raum auch zwei Stehtische. Gedckt mit Bechern und ein paar Keksen. Es duftet immer ein wenig nach Kaffee. Und die Frauen, die hier die Kleidung sortieren, helfen manchmal auch dabei, das oft sehr herausfordende Leben als Familie zu sortieren. Über Adelby 1 und Schutzengel haben sie zum Beispiel den direkten Kontakt zu den Fachkräften für Kitasozialarbeit im Familienzentrum. Und sie haben einfach ein offenes Ohr.

Bei Tausch und Plausch gibt es auch Spiele, Bücher, Kinderwagen …

Das junge Paar hat inzwischen auch eine ganze Tüte mit Kleidung gefunden. Das Kind kann kommen und das Geschwisterkind ist auch wieder versorgt. Im Herausgehen entdecken sie noch ein Schutzgitter. „Dürfen wir das für die Küche mitnehmen? Das ist sicherer für das Kleine.“ „Ja, gerne. Und alles Gute!“

Tausch und Plausch, Travestraße 5, 24943 Flensburg, Öffnungszeiten: dienstags, 12-16 Uhr; mittwochs, 17-19 Uhr und donnerstags, 10-12 Uhr

Imke

Moin, mit Jahrgang 1972 bin ich die „Seniorin“ in der Neuen Etage und fühle mich in dieser besonderen WG pudelwohl. Geboren in Bad Oeynhausen (Nordrhein-Westfalen) habe ich mich schon während meines Zeitungsvolontariats in den Norden verliebt. Nach ein paar Umwegen über Köln, Bamberg, Bayreuth und Oldenburg (Nds.) bin ich 2014 samt Mann und Hund (wieder) in Schleswig-Holstein angekommen. Inzwischen leben wir in Harrislee, einer Gemeinde direkt an der dänischen Grenze und nur einen Katzensprung von Flensburg entfernt. Wenn ich nicht am Schreibtisch sitze, gehe ich am liebsten direkt vor der Haustür zu Fuß auf Entdeckungstouren oder powere mich im Kajak auf der Förde aus.

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