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2011 hat die Flensburger SBV eG auf einer 3.000 Quadratmeter großen Wiese Obstbäume gepflanzt und – ganz Wohnungsbaugenossenschaft – auch gleich noch ein paar „Unterkünfte“ gebaut. Erst waren es zwei Insektenhotels. Inzwischen sind „feste“ Wohnungen für die kleinen Nützlinge dazugekommen.
Seit April 2021 stehen vier Bienenkästen für zwei Völker auf der Wiese – „geliehen“ von Bee-Rent, einem Unternehmen, das Kunden über ein Leasingmodell Bienenvölker zur Verfügung stellt. Dahinter steht ein Projekt für Artenvielfalt und letztendlich die Sicherung unserer Lebensmittel. Denn eins ist klar: Ohne Bienen, die Blüten bestäuben, wachsen auch keine Früchte, die wir ernten und essen können.
Im Sommer leben bis zu 100.000 Honigbienen unter dieser Adresse. Und ich darf sie besuchen. „Bitte betreten Sie den umzäunten Bereich nicht. Hier wohnen zwei Bienenvölker, die es gerne ruhig haben – und fleißig Nektar und Pollen sammeln möchten. Das machen Sie am liebsten ohne Besuch“, informiert das Schild vor der umzäunten Wildwiese inmitten der großen Obstbaumwiese.
Der Besuch, mit dem ich heute komme, ist aber angemeldet und willkommen und so darf ich ausnahmsweise mit. Auch Torsten von Guionneau ist mit dabei. „Ein spannendes Projekt“, findet der Leiter des SBV-Gartenservices, der dem Hauptbesucher schon öfter über die Schulter gucken durfte: Benoît Larcher. Er ist einer der Imker, die die Bienen im Auftrag von Bee-Rent vor Ort betreuen. Der sympathische Franzose zieht sich einen Schutzoverall und Handschuhe über und zündet ein kleines Räucherpapier an, mit dem er sich den Bienenkästen nähert. „Der Rauch beruhigt die Tiere“, erklärt er. Kiffen für Insekten sozusagen…
Ohnehin sind jetzt nur noch wenige Tiere unterwegs. Nur am Einflugloch sind noch einige zu sehen. Der Winter naht. „Das ganze Jahr über sterben immer wieder Bienen“, erklärt der Imker, „aber bis zum Winter sind es besonders viele.“ Dann reduziert sich ein Volk von rund 50.000 auf 5.000 bis 10.000. Die Sommerbienen leben sowie deutlich kürzer als ihre Wintergeschwister, die in den kalten Monaten unter anderem dafür zuständig sind, ihre Königin zu wärmen und damit das Überleben des Volkes zu sichern.
Benoît öffnet den oberen Bienenkasten, räuchert noch ein bisschen, hebt dann vorsichtig einen Wabenrahmen nach dem anderen aus der Kiste und kontrolliert Wabenbau und Bienen. „Da ist die Königin“, sagt er beim vorletzten Rahmen. „Die mit dem blauen Punkt.“ Ich gehe näher ran und entdecke sie mitten im Gewusel. Damit die Imker sie gleich erkennen, werden sie markiert – mit jährlich wechselnden Farben. Diese hier ist blau – also aus 2020. Bis zu 2.000 Eier kann sie am Tag legen.
In der Haupt-Sammelzeit in den Sommermonaten sind die Tiere im Umkreis von rund drei Kilometern unterwegs. Die Obstbäume auf der SBV-Wiese sind da natürlich ein netter zusätzlicher Snack „frei Haus“. Den Honig, den sie aus Pollen und Nektar produzieren, ernten die Imker und „tauschen“ ihn gegen einen Zuckersirup, damit die Bienen auch ohne ihre selbst gesammelten Vorräte gut versorgt sind. Das Futter für diesen Winter hat der Imker schon gebracht, und die Bienen nehmen es gern an.
Beim nächsten Kasten entfernt Benoît einen Lappen, der oben auf den Holzrahmen liegt. „Ameisensäure. Gegen die Varoa-Milben“, erklärt er. Diese Schädlinge machen den Insekten zu schaffen und müssen deswegen bekämpft werden. Als ich zwei Bienen entdecke, die sich scheinbar bekämpfen, erklärt er, dass sie sich vermutlich eher „putzen“ und so auch von Milben befreien. Eine starke Gemeinschaft, in der man sich gegenseitig hilft – passt zur Leitidee der Genossenschaften!
Im Frühjahr ist der Imker alle zwei bis drei Wochen hier und guckt, wie es den „genossenschaftlichen Bienen“ geht. Im Winter sind die Abstände größer. Die Bienen brauchen Ruhe, sollen so wenig Energie wie möglich verbrauchen und vor allem nicht kalt werden. Deswegen haben wir unseren Termin heute auch schon ein paar Stunden verschoben. Am Vormittags war es einfach zu nass und kühl.
Es ist einer der letzten Kontrollbesuche vor der Winterpause. Der erste geerntete Honig ist bereits in der Bee-Rent-Zentrale. Dort wird er abgefüllt, kann reifen, kristallieren, wird cremig gerührt und abgefüllt. Im November kommt der Imker noch einmal wieder: Die Gärtner des SBV müssen einen Teil der Wiese mähen. Benoît bringt seine Räucherpapiere mit…
Moin, mit Jahrgang 1972 bin ich die „Seniorin“ in der Neuen Etage und fühle mich in dieser besonderen WG pudelwohl. Geboren in Bad Oeynhausen (Nordrhein-Westfalen) habe ich mich schon während meines Zeitungsvolontariats in den Norden verliebt. Nach ein paar Umwegen über Köln, Bamberg, Bayreuth und Oldenburg (Nds.) bin ich 2014 samt Mann und Hund (wieder) in Schleswig-Holstein angekommen. Inzwischen leben wir in Harrislee, einer Gemeinde direkt an der dänischen Grenze und nur einen Katzensprung von Flensburg entfernt. Wenn ich nicht am Schreibtisch sitze, gehe ich am liebsten direkt vor der Haustür zu Fuß auf Entdeckungstouren oder powere mich im Kajak auf der Förde aus.
Herzlich willkommen in der Neuen Etage. Die Aussicht hier oben ist top, alles riecht noch ganz frisch und es gibt regelmäßig etwas Neues zu entdecken.