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„Du hast aber wenig Sachen hier“, sagt eine Freundin, als sie zu mir nach Hause kommt.
„Und alles so ordentlich!“
„Wieso, was meinst du?“, frage ich nach.
„Naja — das ist anders als bei mir. In meinen Zimmern habe ich jede Fläche vollgestellt, der berühmte Stuhl im Schlafzimmer ist auch irgendwie unter der Wäsche verschwunden und so wenig Dekoration, wie du hast…das könnte ich nicht.“
Ja, da hat sie recht, meine Freundin. Und bringt mich ins Grübeln. Ist es nicht normal, wenn auf einem Regal einmal keine Vase steht? Wenn ich Fotos lieber nur an einer ausgewählten Wand aufhänge?
Wenn ich ins Grübeln komme, fange ich an, im Internet zu recherchieren. Wenig später habe ich meine Diagnose: Ich gehöre zur Gruppe der Minimalisten.
Angefangen hat es bei mir mit einem Buch: The Lifechanging Magic of Tidying Up der japanischen Aufräumexpertin Marie Kondo. Ich war begeistert: Aufräumen, aussortieren, Leben verändern?
Drei Stunden später füllte ich Kartons mit Kleidern, Taschen, Schuhen, Röcken und Blusen. Der Schrank wird gewischt, gesaugt, es gibt neue Kleiderbügel, die zueinander passen. Dann befüllte ich den Schrank mit meinen Lieblingsteilen, denn nur die sind übrig geblieben. Vom Ergebnis bin ich begeistert.
Ich habe erkannt, welche Dinge ich brauche und welche nicht. Mit detaillierten Anleitungen habe ich gelernt, Kleidung ordentlich aufzubewahren, meine Küche auszumisten und auch in meinem Kühlschrank für Ordnung zu sorgen.
Mein Leben nach der „Kon-Mari-Methode“ ging weiter. Das, was bei mir erst als umfassender Frühjahrsputz begann, wurde einer ganz neuen Einstellung. Früher war ich nicht für meinen ausgeprägten Ordnungssinn bekannt. Seitdem ich alleine lebe, hat sich das grundlegend verändert.
Wenn um mich herum Ordnung herrscht, werde ich produktiver. Ohne viel Schnickschnack in den Zimmern kann ich besser sauber machen. Wo nichts auf dem Boden liegt, kann ich meine Yogamatte ungehindert ausrollen. Mehr frisches Obst und Gemüse im Kühlschrank bedeuten weniger Verpackungsmüll. Wenn meine Wäsche im Schrank gefaltet ist, sehe ich sofort, was ich habe — es fällt mir leichter, ein Outfit für den nächsten Tag auszusuchen. Forscher fanden heraus, dass wir beinahe 70% unserer Kleidung nicht oder nur selten anziehen, obwohl sie in unserem Schrank hängt. Ist das nicht erstaunlich?
Schon mit fünf kleinen Kniffen kann jeder loslegen.
1: Was ist dein „Warum“ ?
Habe ich den Wunsch, einfacher zu leben? Möchte ich auf überflüssigen Konsum verzichten, meine Ausgaben reduzieren? Belasten mich materielle Dinge eher, als dass sie mir einen Mehrwert bieten? Oder möchte ich insgesamt einen besseren Überblick behalten? Wer sich klar macht, warum er anfangen möchte, Ordnung zu schaffen, der wird alle weiteren Schritte wie im Fluge erreichen.
2: Es ist nicht wichtig, wo du anfängst
…aber fang an. Egal, ob es das Wohnzimmer, das Schlafzimmer, das Esszimmer oder auch nur eine Schublade in der Küche ist. Der Anfang ist die schwerste Hürde. Alles, was danach kommt, folgt so leicht, dass man es kaum bemerkt. Und wer definiert hat, warum er beginnen will, dem fällt es noch viel leichter. Es genügt, sich nur fünf oder zehn Minuten herauszupicken, einen Timer zu setzen und für diese Zeit nichts anderes zu tun, als die besagte Schublade auszuräumen und zu sortieren, einen Schrank gründlich zu wischen oder den Fußboden zu fegen.
3: Mach nur, was für dich funktioniert
Es bringt keine nachhaltigen Veränderungen, wenn wir nur nachahmen, was andere tun. Sicherlich können andere uns inspirieren und uns dazu motivieren, etwas anzupacken. Aber wenn es darum geht, unsere neuen Gewohnheiten dauerhaft zu halten, sollten wir uns fragen: Ist das, was ich gerade tue, wirklich das Richtige für mich? Ist es realistisch, dass ich diese neue Idee über die nächsten Monate in meinen Alltag einbaue?
4: Lass dich inspirieren!
Ideen und Motivation finde ich zum Beispiel auf den Blogs von Courtney Carver bemorewithless.com, die auch das Projekt Wardrobe 333 ins Leben gerufen hat: Alle drei Monate gestaltet man seine Garderobe mit 33 Teilen. Dann wird wieder gewechselt. Da Minimalismus für mich auch eine sentimentale, innerliche Komponente hat, lese ich gerne den Blog zenhabist.net von Leo Babauta. Er gibt Denkanstöße, wie man seine Ernährung minimalistischer gestalten kann, wie man mit Kindern einfacher leben kann, welchen Unterschied es macht, auch einen sauberen Geist und nicht nur einen blitzblank gefeudelten Parkettboden zu haben. Bilder sprechen mich besonders an, deswegen folge ich Instagram-Kanälen wie @lightbycoco, @nosidebar oder, meiner liebsten Inspirationsquelle, @jennymustard. Jenny ist eine Schwedin, die mit ihrem Freund in Berlin lebt und neben einem extravagant-simplen Stil auch wunderschöne Einrichtungsideen teilt.
5: Sprich mit anderen über dein „Warum“
Erkläre anderen, was du machst. Im besten Fall wollen sie mitmachen! Wer denkt, ein Minimalist legt keinen Wert auf Besitz, oder ihm oder ihr liege nichts an schönen Dingen, der liegt falsch. Genauso wie klare Linien und freie Schubladen, liebe ich zum Beispiel guten Stil, gezielt eingesetzte Beleuchtung, ein schönes Bild, Duftkerzen und meine Lieblingsbücher im Regal. Und hier kommt der kleine, feine Unterschied: Mir ist ganz genau bewusst, welche Dinge mir wichtig sind und welche nicht. Ich weiß, welche Dinge mir eine Freude bereiten und welche mich nur belasten. Und das sage ich Familie, Freunden und Bekannten.
Ich habe die grundlegenden Prinzipien der „Kon-Mari-Methode“ als freien Download für alle, die interessiert sind, zusammengestellt. Einfach hier klicken: Konmari Methode
Noch ein paar Ideen gefällig?
Ein dreiteiliges Ablagesystem auf dem Schreibtisch sorgt für Ordnung. Ein Fach für alles, was neu herein kommt, zum Beispiel Prospekte, Briefe, Zeitungen. Eine Ablage für alles, was dringend bearbeitet werden muss, wie fällige Rechnungen. Und die dritte Ablage für Unterlagen, die keine weitere Aktion brauchen, aber einsortiert werden müssen.
Mit simplen Regalsystemen kann man freien Platz an den Wänden nutzen, statt einen Raum mit Möbelstücken zu erdrücken. In der Küche hilft zum Beispiel die Stangenhalterung. Einfach anschrauben, die dazugehörenden Haken anbringen und es ist Platz für Tassen, Pfannen, Töpfe, aber auch Kräutertöpfe oder Putzutensilien.
Ich bin Julia, 23, Studentin und von Kindesbeinen an heimisch in Kiel. Meine Zeit verbringe ich mit meinen drei größten Leidenschaften: Schreiben, Büchern und Reisen. Die Welt hat es mir angetan – wer mich also nicht erreicht, geht recht in der Annahme, dass ich mit Rucksack, Notizbuch und Kamera bewaffnet auf einem Berg in Griechenland stehe, das Empire State Building bestaune oder mich gerade in den Indischen Ozean stürze. Sicherlich ist mein Reisefieber ein Grund, warum ich es in meinen eigenen vier Wänden gerne ruhig und strukturiert habe: Ein sauberer Arbeitsplatz, To-Do-Listen, ein frisch gewischter Fußboden und Schränke ohne viel Schnick-Schnack sind meine Entspannung. In der Küche stehe ich am liebsten vor dem Herd und teste neue Rezepte, wenn ich nach dem Sport meinen Kalorienhaushalt wieder auffüllen muss. Kurzum: Auch als Reisemensch wohne ich gerne und ein echtes Zuhause ist für mich der Grund, immer wieder zurückzukommen.