Ihr Lieben,
Habt ihr schon einmal über das Thema Nachhaltigkeit im Familienalltag nachgedacht? Klingt es für euch aufwendig und stressig? Nicht machbar? Vielleicht beim ersten Lesen/ Hören/ Sagen, aber eigentlich geht’s mit vielen Kleinigkeiten auch ziemlich leicht. Und es bringt ziemlich großen Spaß! Da sitze ich hier also gerade in unserer kleinen Arbeitsecke, im Hintergrund das Brabbeln meiner kleinen Tochter, und denke darüber nach, wie und wo ich anfangen soll. Denn je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr gibt es zu erzählen. Ich gehe so unser Haus und unseren Alltag durch und merke: Doch, Nachhaltigkeit mit Familie geht auch ziemlich gut.
Gut, man muss evtl. ein paar Abstriche machen und kann nicht sofort alles so umsetzen, wie man es sich wünscht – so ging es zumindest mit beim ersten Kind – aber vieles ergibt sich nach und nach. Und vorweg: Keiner ist perfekt! Und keiner kann zu 100% nachhaltig leben. Ich denke, das ist oft auch der Lustkiller, überhaupt mit dem Thema anzufangen. Weil zu viele denken, dass sie eh nicht alles oder viel ändern können. Und genau da muss eingegriffen werden, denn das stimmt nicht! Viele kleine Schritte ergeben größere Auswirkungen und das für mich Wichtigste: mit alle diesen kleinen Schritten zeigen wir unseren Kindern, wie es eben auch geht, ohne im Saus und Braus zu leben.
Also los!
Fangen wir doch einfach mal im Kinderzimmer an. Kaum ist das Kind da, so wird man wohl von einem der größten und lästigsten Punkte überrumpelt. Windeln. Oh mein Gott, wie viele Windeln habe ich nun schon gewechselt. Unzählige! Bevor ich Kinder hatte war mir eigentlich klar, dass wir Stoffwindeln benutzen würden. Pustekuchen. Das ist unser kleines Manko! Mit dem ersten Kind hatte ich erstmal so viel andere Gedanken und Dinge, die ich lernen musste, da waren mir die Windeln doch ziemlich schnell egal. Und ich finde, das ist ok so. Jede:r muss erstmal die Rolle der Mutter:des Vaters finden. Nach und nach haben wir aber zumindest versucht, ab und an auch Stoffwindeln zu benutzen. Und das ging zwischendurch doch ziemlich easy. Ebenso habe ich das „Abhalten“ bei meiner Zweiten für uns entdeckt. So spart man ebenfalls ein paar Windeln für das große Geschäft 😉 Außerdem verwenden wir viele Baumwollwaschlappen mit lauwarmen Wasser zum Abwischen und sparen so Feuchttücher.
Betrachtet man nun das Kinderzimmer, so sollte man unbedingt auf nachhaltige und schadstoffarme Materialien achten. Sowohl bei der Wahl der Wandfarbe und des Bodens, als auch bei Textilien, Spielzeug und Möbeln. Setzt hier auf Naturprodukte wie Holz und Wolle. Ebenso wichtig ist es, in langlebige Dinge zu investieren. Gebt lieber einmal ein paar Euros mehr aus, als vieles doppelt und dreifach besorgen zu müssen. Das spart letztlich nämlich Geld und Nerven. Wie wäre es also mit einem Mitlachendem Bett? Und wichtig: weniger ist mehr. Kinder benötigen nicht viel Materielles und Aufwendiges, um glücklich zu sein.
Ebenfalls ein großes Thema mit Kindern: Lebensmittelreste. Sobald die Kleinen anfangen, das eigenständige Essen von festen Lebensmitteln zu erlernen, fängt der Spaß unter dem Esstisch an. Freunde, ich wusste nicht, wie sehr der Boden kleben und wie viel vom Tisch fallen kann. Uff! Daran musste ich mich erst einmal richtig lange gewöhnen, denn ich kann es gar nicht leiden, Essen wegzuwerfen. Nun gut. Das Vomtischfallen bleibt mit Babys und Kleinkindern eben nicht aus. Umso wichtiger ist es, die Reste nicht gleich wegzuschmeißen. Wischt man den Boden immer gut sauber – was man mit Babys ja sowieso sollte – so kann man die noch brauchbaren Reste zum Beispiel zu Brei oder zu einer Suppe pürieren. Sind zu wenige Rote Bete Stücke vom Tisch gefallen, eignen diese sich auch wunderbar als Farbklecks für Lila-Waffelteig. Aus Gemüseresten lassen sich leckere Puffer braten. Ein Rezept findet ihr hier.
Um den Kindern von klein auf das Kochen und den Umgang mit Lebensmitteln zu zeigen, darf unser kleiner Großer von seinem Holz-Lernturm zu schauen, sobald wir in der Küche werkeln. Er hat Spaß, ich habe ihn im Blick und er erhält ein Bewusstsein für das Kochen und die Arbeit in der Küche.
Auch im Bad kann man schnell viel bewirken. Vom ökologischem Waschmittel, über das Weglassen des Weichspülers, das Trocknen der Wäsche an der Luft hin zu fester Seife und festem Shampoo. Unser Großer liebt es, sich die Haare mit dem Shampoostück selbst einseifen zu dürfen. Das geht wesentlich einfacher, da nichts daneben und in die Augen laufen kann. Falls es der Platz hergibt, ist ein kleiner Waschtisch mit einer Schüssel für die Kids super. Alternativ kann man ihnen auch einfach so eine Schüssel Wasser zum Waschen geben. So lernen sie, dass Wasser nicht endlich ist und man sparsam damit umgehen muss.
Festes Shampoo und langlebige Schiffchen zum in der Wanne spielen
Immer mit dabei: Jeweils eine Trinkflasche mit Wasser für Groß und Klein, eine Brotdose für Brötchenreste vom Bäcker und Jutebeutel in allen Größen. So lernen auch die Kleinen bereits, dass Einkäufe in den Beutel kommen. Ebenso wichtig ist es uns, den Kleinen zu zeigen, dass man nicht alles mit dem Auto machen muss. Wir gehen sehr viel zu Fuß, haben Sack und Pack im Kinderwagen dabei und nehmen das Rad mit Kinderanhänger oder Kindersitz für längere Strecken. Auch das fahren mit Bus und Bahn finden die Kleinen beide super.
Vor allem in den ersten Monaten eines Kindes ergibt es viel Sinn, gebraucht zu kaufen oder von Freunden und Familie zu leihen und zu teilen. So haben wir uns zum Beispiel eine Federwiege geliehen und eine Wippe verliehen. Auch den Babyaufsatz eines Hochstuhls oder Fußsäcke verschiedener Größen für den Kinderwagen kann man easy leihen. Wir teilen uns zum Beispiel auch einige Kleidungsstücke mit Freunden, sobald unser Großer aus den Größen rausgewachsen ist und unsere Kleine aber noch zu lütt ist. Ein weiterer Vorteil am Leihen besteht darin, erst einmal auszuprobieren, was die Kinder überhaupt mögen. Nicht jedes Baby fährt auf Federwiege, Wippe, Anstellbettchen oder Hochstuhlaufsatz ab. Ehe ihr euch all das bereits anschafft, könnt ihr vielleicht erst einmal für euch schauen, ob es in euren Familienalltag reinpasst und ob ihr die Dinge wirklich benutzt. So kann man zum Beispiel auch viele verschiedene Babytragen vor dem Kauf testen oder beim Kauf von Second Hand Kleidung über Portale oder Flohmärkte mehr auf Fair Fashion setzen, ohne sich in finanzielle Ruinen zu stürzen.
Leihen und gebraucht Kaufen funktioniert in jedem Zimmer und ebenso unterwegs.
Über Vinted gekaufte faire und hochwertige Kinderkleidung
Last but not least, ganz im Gegenteil sogar! Am wichtigsten finde ich es fast, den Kindern von klein auf, ein Bewusstsein für Nachhaltigkeit zu schaffen und mit auf den Weg zu geben. So lernen sie direkt, wie es auch anders geht. Sie kennen es nicht anders und leben es Freunden vor. Wir essen sehr wenig Fleisch, unser Kleiner kennt es also nicht, dass Wurst auf dem Tisch liegt oder dass es wöchentlich Fleisch auf dem Teller gibt. Er lernt die Vielfalt von Obst und Gemüse und deren Zubereitungsarten kennen. Wir gehen zusammen auf den Markt, sodass er Regionalität und Saisonalität kennt. Er lernt, dass es nicht zu jeder Jahreszeit alles gibt, was auch im Supermarkt zu finden ist. Außerdem gärtnern wir zusammen. Ihr könnt euren Kleinen ganz einfach zeigen, wie Lebensmittel wachsen, woher sie kommen und wie einfach man sie selbst anpflanzen kann. Selbst bei wenig Platz, könnt ihr immer einen Teller Kresse sähen oder Radieschen/ Tomaten/ Kohlrabi o.ä. im Topf auf der Fensterbank pflanzen. So gibt es bei uns den Salat von der Terrasse. Klein M. erntet diesen auch selbst. Wir bringen ihm die Wichtigkeit von Lebewesen wie beispielsweise Bienen bei und haben zusammen eine Schlemmeroase für Vögel geschaffen. Man ist immer wieder erstaunt darüber, wie leicht man Kindern mit diesen Themen eine Freude bereiten kann. Es ist weniger Lernen, mehr Spielen, Beobachten und Entdecken.
Ihr merkt, das Thema ist endlich und ich könnte nun noch stundenlang so weiter schreiben. Falls ihr also noch Fragen zu bestimmten Themen habt, immer gerne her damit! Auch wenn ich es bereits erwähnte, möchte ich noch auf den Weg geben: Keiner ist perfekt und kann alles umsetzen! Man muss Kompromisse finden und das ist ok. Traut euch, das Thema Nachhaltigkeit in den Familienalltag zu integrieren und fangt einfach an. Der Rest ergibt sich nach und nach.
Eure Laura
Ich bin Laura, ein echtes Kieler Nordlicht mit einer Leidenschaft zum Schreiben, Reisen, schönen Wohnen und zur Natur. Süchtig bin ich nach gutem Kaffee, leckerem Essen und meinen vier kleinen Neffen. An Sonntagen stöbere ich gern auf Flohmärkten, während ich unter der Woche in einer Rösterei als Barista Latte Art serviere und neben meiner Arbeit an der Uni an meinem Abschluss in Umweltgeographie und -management tüftle.
Herzlich willkommen in der Neuen Etage. Die Aussicht hier oben ist top, alles riecht noch ganz frisch und es gibt regelmäßig etwas Neues zu entdecken.
Ursula
19. Mai 2022In Kiel gibt es sogar einen Zuschuss für Stoffwindeln. https://www.kiel.de/de/umwelt_verkehr/zerowaste/stoffwindeln.php
Laura Stjern
30. Juni 2022Stimmt! Sehr guter Tipp. Danke dir 🙂