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Klimaschutz: Von der Idee zum Wald

  • 12. August 2022
  • Von Imke
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Klimaschutz: Von der Idee zum Wald

Nachhaltig leben und wohnen, Ressourcen schonen, dem Klimawandel im Alltag verantwortungsbewusst entgegentreten – dafür findet ihr auch auf der Neuen Etage immer wieder Tipps. Manchmal wird aus dem Wunsch eines einzelnen Menschen, etwas zu machen, sogar ein großes Projekt mit vielen Unterstützer*innen. „Waldwuchs“ ist so ein Projekt. 2019 fiel der Startschuss. Initiiert von dem heute 14-jährigen Jannis aus Flensburg.

Zugegeben, Jannis hat super Rahmenbedingungen: Eltern, die ihn unterstützen und dazu sowohl die finanziellen Mittel als auch ein super Netzwerk haben. Trotzdem zeigt „Waldwuchs“ auch, wie ein junger Mensch sich konsequent für eine grünere Zukunft einsetzt, dabei einfach nicht lockerlässt und es so sogar bis in die Sendung mit der Maus schafft. Aber von Anfang an…

Es gibt zu wenig Bäume – das war Jannis Thema. Hartnäckig hat er immer wieder mit seinen Eltern diskutiert, wie sich dieser Zustand ändern ließe. „Bäume sind nicht nur schön und spenden Schatten. Sie filtern auch Feinstaub aus der Luft und binden das klimaschädliche CO₂“, erklärt Jannis mir. Für seine erste Teilnahme an den Fridays-for-Future-Demonstrationen haben ihm seine Eltern 30 Bäume für ein Patenprojekt in Nicaragua geschenkt. Eine gute Idee, aber Jannis wollte mehr Bäume. Und zwar da, wo er sie auch sehen kann: in und um Flensburg.

Nach etlichen weiteren Diskussionen am Familien-Küchentisch wuchs die Idee zu „Flensburgs Waldwuchs – Bäume pflanzen für die Zukunft“. Die Familie kaufte eine 6.000 Quadratmeter große Wiese. Weil Jannis Vater Christian bei der Stadt arbeitet, konnte er sein großes Netzwerk nutzen. Schnell waren Unterstützer*innen und Sponsor*innen für das Projekt gefunden. Der Flensburger Jugendring übernahm die Trägerschaft, Oberbürgermeisterin Simone Lange und Stadtpräsident Hannes Fuhrig die Schirmherrschaft.

Und dann hieß es: Wer die Idee hat, packt auch mit an. Jannis hat überall mitgeholfen: „Ich habe beim Stellen des Fraßschutzzauns geholfen, beim Pflanzen und immer wieder gemäht. Das müssen wir nämlich im Sommer regelmäßig machen, weil die Bäume noch klein sind.“ Beim Bäumepflanzen selbst hatte er tatkräftige Unterstützung: Über 100 Fünftklässler*innen eines Flensburger Gymnasiums, die an Themenworkshops zu „Klimawandel, Klimaschutz und Wald“ teilgenommen haben, pflanzten an zwei Tagen 2.000 Bäume auf dem Grundstück.

Nicht nur der kleine Wald auf dem ehemaligen Wiesengrundstück wächst seitdem kräftig: Über 9.000 Bäume sorgen bereits in und um Flensburg dafür, dass die Luft frischer ist. Im Frühling 2022 bepflanzte die Familie ein weiteres Grundstück, das sie erworben haben. Auch hier war Jannis wieder bei allen Arbeiten voll mit im Einsatz.

Auch das Projekt selbst bekommt immer neue Äste und Blätter. Zum Beispiel die Aktion „Baumpaten“. Die Idee: Gartenbesitzer*innen erklären sich bereit, auf ihrem Grundstück Bäume zu pflanzen. Waldwuchs sponsert die Setzlinge, berät und bietet allen Baumpat*innen einen Klimaworkshop an, damit nicht nur die Bäume, sondern auch das Wissen zum Thema wachsen.

Außerdem entsteht aktuell noch das ObstWUCHS-Arboretum: In Kooperation mit dem Technischen Betriebszentrum (TBZ) strukturiert Waldwuchs eine rund 3.000 Quadratmeter große, verwilderte ehemalige Obstwiese um, ersetzt alte, kranke Bäume durch frische, gesunde. Jeder Baum bekommt ein Hinweisschild und die Fläche wird zu einem Lernort entwickelt, zum Beispiel für Obstschnittseminare. Dann gibt es noch die Schnullerbäume, die Kita-Kiste rund um das Thema „Baum“, den bundesweiten Wettbewerb für Schulen – und viele Ideen für weitere Waldwuchs-Ableger.

Die gute Idee aus Flensburg hat sich auch in den Medien längst herumgesprochen. Zum 50. Jubiläum der Sendung mit der Maus war Jannis 2021 sogar mit im Studio und hat sein Projekt vor laufender Kamera vorgestellt. Jannis hat das mit Links gemacht. „Ich glaube, ich war aufgeregter als er“, sagt sein Vater Christian.

Jannis jedenfalls ist zufrieden mit seinem Projekt: „Am Anfang wollte ich nur handeln und etwas Konkretes machen. Dass da sowas Großes draus wird, konnte ich mir nicht vorstellen. Besonders gut finde ich, dass so viele Menschen von dem Projekt begeistert sind und mitmachen wollen. Weil wir so einen Erfolg hatten und weil es so viel Spaß gemacht hat, haben wir ja auch noch eine zweite Fläche gekauft und bepflanzt. Und dass es jetzt so viele verschiedene Projekte gibt, ist auch super, weil die Menschen so auf die Klimakrise und den nötigen Klimaschutz aufmerksam werden.“

Imke

Moin, mit Jahrgang 1972 bin ich die „Seniorin“ in der Neuen Etage und fühle mich in dieser besonderen WG pudelwohl. Geboren in Bad Oeynhausen (Nordrhein-Westfalen) habe ich mich schon während meines Zeitungsvolontariats in den Norden verliebt. Nach ein paar Umwegen über Köln, Bamberg, Bayreuth und Oldenburg (Nds.) bin ich 2014 samt Mann und Hund (wieder) in Schleswig-Holstein angekommen. Inzwischen leben wir in Harrislee, einer Gemeinde direkt an der dänischen Grenze und nur einen Katzensprung von Flensburg entfernt. Wenn ich nicht am Schreibtisch sitze, gehe ich am liebsten direkt vor der Haustür zu Fuß auf Entdeckungstouren oder powere mich im Kajak auf der Förde aus.

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