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Falscher Kaffee – echter Ersatz?

  • 2. Mai 2021
  • Von Imke
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Falscher Kaffee – echter Ersatz?

Dieser Artikel enthält unbezahlte Werbung.

Ich mag Kaffee. Sehr. Es gab Zeiten, da habe ich den Tag erst mit einem doppelten Espresso offiziell für begonnen erklärt. Und jetzt das: In unserer Küche steht eine ganze Palette Kaffeeersatz-Produkte. Offensichtlich kann Kaffee aus fast allem hergestellt werden. Es gibt Kaffee aus Getreide, aus Blumen, Früchten und aus Löwenzahnwurzeln. Ich habe sogar von Kaffeeersatz aus Spargel, Hagebutten, Kartoffeln und Zuckerrüben gelesen. Was sie zu „Kaffee“ macht? Die verschiedenen Ausgangsstoffe werden wie Kaffee hergestellt – also geröstet. Sie sehen in der Tasse so aus wie Kaffee und sollen auch so schmecken.

Das sind sie: Meine Testobjekte – übrigens nur eine Auswahl aller Kaffeealternativen, die auf dem Markt sind.

Ein neues Phänomen ist Ersatzkaffee nicht. Erste Sorten sollen es schon im 18. Jahrhundert ist die Tassen geschafft haben. Umgangssprachlich wird er oft Muckefuck oder Landkaffee genannt. Auch meine Omas haben von solchen Kaffeeexperimenten erzählt – kreative Notlösungen für Kaffeedurstige in Mangelzeiten. Ich bin mit „Kinderkaffee“, einem Instant-Malzkaffee  großgeworden. Den gab es für mich und meine Schwester statt des echten Kaffees in den Tassen unserer Eltern. Dass der Ersatzkaffee bei uns „Kinderkaffee“ hieß, hat einen handfesten Grund: Es ist eben kein echter Kaffee, denn in den gehört Koffein.

Warum ich jetzt trotzdem über Kaffeeersatz schreibe, hat mehrere Gründe. Ganz grundsätzlich hat Kaffee zwei entscheidende Nachteile: Der CO2-Fußabdruck und die häufig schlechten Arbeitsbedingungen auf Kaffeeplantagen. Der CO2-Fußabdruck liegt unterschiedlichen Untersuchungen nach zwischen 50 und 100 Gramm pro Tasse. Ich habe rund 6 Tassen am Tag weggeschlürft, 42 Tassen die Woche, 168 Tassen im Monat. Macht 8.400 bis 16.800 Gramm CO2. Das entspricht anderen Studien nach rund 50 bis 100 Kilometern Autofahrt mit einem durchschnittlichen Kleinwagen – während ich gemütlich auf dem Sofa rumlümmele. Dazu kommen die Arbeitsbedingungen auf Kaffeeplantagen: Wer sich hier schlau liest, stößt eher früher als später auf die Stichworte Ausbeutung, Kinderarbeit und unfaire Bezahlung.

Fairtrade- und Bio-Produkte sind hier ein Schritt in die richtige Richtung. Am Ende bleibt für mich aber der Entschluss: Ich möchte Kaffee wieder mehr als sehr wertvolles Genussmittel und nicht nur als schnellen Koffeinlieferanten einsetzen. Und ich möchte auch bei meinen Getränken mehr auf Regionalität gucken.

In die Filter, fertig, los!

Ausschlaggegend für diesen Test hier waren dann noch zwei persönliche Erfahrungen. Die erste, die mich hat stutzig werden lassen, war, dass ich nach vorübergehendem Kaffeeverzicht doch tatsächlich Entzugserscheinungen bekommen habe: Kopfschmerzen, die nur eine Botschaft hatten: „Her mit dem Koffein!“ Da habe ich das erste Mal gemerkt, dass Kaffee tatsächlich eine Droge ist.

Inzwischen signalisiert mir auch mein sensibler Magen, dass er jetzt mal genug hat von dem sauren Zeug und ich mich entscheiden muss: Weiterhin so viel Kaffee oder ein zufriedener Magen. Ein zufriedener Magen ist mir sehr viel Wert! Der Geschmack und Geruch von frisch gemahlenem Kaffee allerdings auch. Also der Test. Dafür habe ich eine Mischung aus Instant- und Filterkaffees und unterschiedlichen Ausgangsprodukte zusammengestellt. Es ist nur eine Auswahl der Ersatzkaffees auf dem Markt. Es gibt inzwischen jede Menge davon in Biomärkten und gut sortierten Supermärkten.

Wir testen zu zweit und geben jeder Kaffeesorte außerdem gleich mehrere Geschmackschancen – heiß und pur, kalt und mit Milch, mit normaler Milch (mein Mann), mit Haselnussdrink (ich).

 

Der Geruchstest

Kaffeegenuss fängt für mich in dem Moment an, in dem ich die Verpackung öffne und – bei den gemahlenen Produkten – das Pfffffft die Luft rein und den Duft rausdrückt. In der Kategorie Geruch hat der Café Pino (Marke: Kornkreis) für mich eindeutig die Nase vorn. Als ich die Tüte öffne, bin ich erstaunt, wie sehr der Geruch tatsächlich an Kaffee erinnert: ein kräftiges Röstaroma. Die Getreide-Kaffees riechen oft ein wenig malzig-süßlich, ein wenig angebrannt – vornehm ausgedrückt ist das dann wohl das Röstaroma -, je nach ihren weiteren Bestandteilen auch fruchtig. Die Feige im Grain Coffee (Naturata) erkenne ich zum Beispiel gleich. Auffallend kräftig ist der Duft, der mir aus der Packung Dinkelkaffee Bio (Sonnentor) in die Nase zog. Der Zichorien Kaffee (Naturata) hintzerlässt zumindest in meiner Nase hingegen eher die Note „verbrannt“. Übrigens: Kaffee aus gerösteten Löwenzahnwurzeln Falscher Kaffee/Geröstete Löwenzahn Wurzel (Sonnentor) riecht tatsächlich sehr nach Löwenzahn. Ich habe als Kind so viele Löwenzahn-Blumensträuße gepflückt – den Geruch erkenne ich!

Café Pino im frischen Baumwollfilter – schließlich wollen wir den Geschmack ja nicht verfälschen.

 

Die Zubereitung

Filterkaffee oder Instandpulver? Wir zelebrieren die Kaffeezubereitung zuhause regelrecht – mit Keramikfilter, Kaffeesocken aus Baumwolle, angewärmten Tassen etc. Da ist es klar, dass ich die Alternativen bevorzuge, die sich filtern lassen. Das geht mir allerdings bei „echtem“ Kaffee genauso. Filterkaffees in meinem Test: Café Pino (Kornkreis), Grain Coffee (Naturata), Falscher Kaffee/Geröstete Löwenzahn Wurzel (Sonnentor). Der Dinkelkaffee Bio (Sonnentor) wird wie türkischer Kaffee zubereitet, Zichorien Kaffee (Naturata) und Falscher Kaffee/Dinkelkaffee (Sonnentor) sind Instant-Getränke und somit praktisch für den schnellen Genuss zwischendurch.

So ein Kaffeetest ist eine ernste Angelegenheit 😉 Mein Mann als Kaffeekritiker…

 

Der Geschmack

Im Vergleich zu seinem herben Geruch schmeckt der Dinkelkaffee Bio (Sonnentor) eher mild, wohingegen die Instant-Variante Falscher Kaffee/Dinkelkaffee (Sonnentor) etwas kräftiger daherkommt. Trotzdem haben beide reine Dinklekaffees für meinen Geschmack ein bisschen zu wenig Aroma. Der Grain Coffee (Naturata) hat fast einen Tee-artigen Geschmack, kalt und mit Milch schmeckt er etwas rauchig, erinnert meinen Mann sogar ein bisschen an Mate. Der Zichorien Kaffee (Naturata) ist ein sehr weiches Getränk, leicht süß – und etwas nussig mit einem Hauch Nougataroma. Kalt und mit Haselnussmilch schmeckt er mir wie ein Caramell-Nuss-Eis. Hm…

Der Falscher Kaffee/Geröstete Löwenzahn Wurzel (Sonnentor) bringt mich einfach zum Schmunzeln, so viele Erinnerungen kommen da hoch. Kurz: Eindeutig Löwenzahn! Ein origineller Geschmack, ganz anders als die anderen Ersatzkaffees, eher blumig. Beim Café Pino (Kornkreis) finde ich, dass er noch am ehesten tatsächlich ein wenig nach Kaffee schmeckt, kombiniert mit ein bisschen Mandel.

 

Der Grundstoff

  • Löwenzahn-Wurzel (Falscher Kaffee/Geröstete Löwenzahn Wurzel, Sonnentor): glutenfrei, Anbaugebiet: Europa
  • Dinkelweizen (Dinkelkaffee Bio, Falscher Kaffee/Dinkelkaffee, beide Sonnentor): keine Angaben zum Anbaugebiet
  • Lupinensamen (Café Pino, Kornkreis): glutenfrei, Anbau in Deutschland
  • Zichorien (Zichorien Kaffee, Naturata): glutenfrei, Anbaugebiet: Europa
  • Roggen, Zichorien, Gerste, Eicheln, Feigen (Grain Coffee, Naturata): Anbaugebiete: Deutschland (Roggen), Europa + Türkei (Zichorien, Gerste, Eicheln, Feigen)

Lasst es euch schmecken!

Mein Fazit: Kaffee ist einzigartig – und das nicht nur wegen des Koffeins. Die „falschen“ Kaffees kommen da einfach nicht mit – meiner Ansicht nach schafft das aber nicht einmal guter koffeinfreier Kaffee. Trotzdem kriegen ein paar der Kaffeealternativen definitiv einen Stammplatz in meinem Getränkerepertoire. Besonders Café Pino (Kornkreis) hat es mir angetan. In der kalten Variante mit Haselnussmilch ist er inzwischen ein echter Ersatz für meinen geliebten Strandkorb-Eiskaffee geworden. Auch der Falscher Kaffee/Geröstete Löwenzahn Wurzel (Sonnentor) getan und eine Packung Grain Coffee (Naturata) stehen ab sofort bei uns, allerdings im Tee-Regal 😉

„Echten“ Kaffee, den gibt es bei mir jetzt in Bioqualität, aus fairem Handel und frisch gemahlen. Eine Tasse am Tag, und die wird dann so richtig zelebriert!

Imke

Moin, mit Jahrgang 1972 bin ich die „Seniorin“ in der Neuen Etage und fühle mich in dieser besonderen WG pudelwohl. Geboren in Bad Oeynhausen (Nordrhein-Westfalen) habe ich mich schon während meines Zeitungsvolontariats in den Norden verliebt. Nach ein paar Umwegen über Köln, Bamberg, Bayreuth und Oldenburg (Nds.) bin ich 2014 samt Mann und Hund (wieder) in Schleswig-Holstein angekommen. Inzwischen leben wir in Harrislee, einer Gemeinde direkt an der dänischen Grenze und nur einen Katzensprung von Flensburg entfernt. Wenn ich nicht am Schreibtisch sitze, gehe ich am liebsten direkt vor der Haustür zu Fuß auf Entdeckungstouren oder powere mich im Kajak auf der Förde aus.

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