Ich weiß noch genau, als mir mein liebster Mann sagte: „Wir müssen demnächst mal nach Eckernförde fahren! Warum und weshalb kann ich dir noch nicht sagen, aber wir müssen dahin. Nur nicht am Montag, da ist zu. Aber an allen anderen Tagen können wir von 10 – 16 Uhr hin.“
In meinen Augen waren die größten Fragezeichen zu sehen und – Notiz am Rande – ich mag keine Überraschungen, also bohrte ich und bohrte ich und bohrte ich.
Irgendwann schoss mir der Gedanke in den Kopf, dass diese Überraschung irgendwas mit Eichhörnchen zu tun haben könnte. Denn noch ein paar Tage zuvor erwähnte ich, dass es mein größter Traum wäre, mal ein Hörnchen auf der Hand halten zu können.
Ein etwas verdutzter Blick seinerseits und ein lächelnd genuscheltes „Ja, wir fahren zu einer Station, die sich um verletzte und verwaiste, sowie nicht mehr in der freien Wildbahn lebende Eichhörnchen kümmert.“
Der große Tag kam ein paar Wochen später. Es war ein so aufregender Tag, als wir uns auf nach Eckernförde, zur Eichhörnchen Schutzstation, machten.
Ich, ganz hippelig und mit einem Haufen Nüssen bepackt, auf dem Beifahrersitz und der Mann, seelig lächelnd, auf der Fahrerseite. Bei mir große strahlende Auge, bei ihm leises Kichern. Die Fahrt nach Eckernförde kam mir ewig vor. „Sind wir bald da???!“ fragte ich mehr als einmal.
Bei der Station angekommen, rief ich als Erstes: „Hier bin iiiiiich und oh mein Gott, ich muss die Hörnchen sehen und ja, ich möchte Patin werden! Ich tue alles!“
Als Pate oder Patin eines Hörnchens, hat man nämlich den Vorteil, dass man seine kleinen Patenkinder auch immer mal wieder besuchen darf und auch ins Gehege darf! Doch hier gilt: Nichts überstürzen und immer auf die Pfleger*innen hören! Denn auch wenn die so genannten „Dauergäste“ im Gehege, derzeit sind es rund 9 Hörnchen, uns Menschen gewohnt sind, sind es trotzdem Wildtiere und die haben – zurecht – auch ihren eigenen Kopf.
Nach ein wenig Einweisung und Kennenlernen, wurde ich das erste Mal (unter Begleitung) ins Gehege geführt und es dauerte keine 2 Minuten, da saß die Hörnchendame Tilda auf mir und ich schniefte mir die Tränen weg, die da unaufhaltsam über meine Wangen liefen. Denn vor lauter Glück musste ich erstmal so richtig heulen. Ein Herzenswunsch erfüllt sich!
Tilda tobte auf mir, versteckte Nüsse in meinem Schal und ließ mich tatsächlich auch mal kurz ihren flauschigen Bauch streicheln. Moooaaah, ich war im Himmel! Und was haben Eichhörnchen nur für weiche Füße???
Plötzlich flitzte, im Affenzahn, ein kleines Hörnchen um mich herum, welches anderes aussah als die Anderen. Wo Tilda so super flauschig mit kuschligem Bauch und super fluffigen Öhrchen daher kam, fehlten bei diesem flinken Hörnchen die Ohren und irgendwie war der Kopf auch etwas kahl. Nach einer schnellen Runde im Gehege, sprang dieses lustige Hörnchen dem Mann auf den Kopf und guckte uns neugierig an.
Joda trat in mein Leben und es war um mich geschehen. Dieser flinke Geselle eroberte mein Herz (und auch das Herz des Mannes) in Windeseile. Kein Anderer außer Joda sollte mein Patenkind werden. (So sehen das mittlerweile sehr viele Menschen, also meine Bitte an euch: Wenn ihr ein Interesse an einem Patenkind habt, schaut euch doch auch mal die anderen Hörnchen an. Klar, das Geld geht an alle, aber ist es nicht schön zu wissen, dass all diese wunderbaren kleinen Wesen viiiiiele viele Paten haben!?)
Seit diesem Tag im Dezember sind wir regelmäßige Gäste im Gehege und erfreuen uns jedes Mal aufs Neue an diesem tollen Ort und der wichtigen Arbeit, die Moni Rademacher (Leiterin der Station und Ziehmutter von Joda) und ihr Team da so leisten. Alles läuft auf ehrenamtlicher Basis und die Station ist auf Nuss- und Geldspenden angewiesen und da Eichhörnchen nicht nur ganz besonders süße, sondern oftmals auch schon ein wenig gefährdete Artgenossen sind (Menschen, Autos, gefällte Bäume, Stürme etc.) kann ich euch nur ans Herz legen, dort einmal vorbei zu schauen und vielleicht auch ein paar Euro zu spenden.
Die Hörnchen und das Team und auch ich danken es euch von Herzen!
Wichtige Infos für euren Besuch in der Station:
Ein paar wichtige Infos, kann ich euch direkt von der Leiterin der Station, Moni Rademacher, mit auf den Weg geben!
Ich bin Franzi, Jahrgang 1985 und selbstständige Fotografin, sowie Autorin und Bloggerin. Seit über 10 Jahren lebe ich im Norden des Landes und könnte mir keinen schöneren Ort mehr vorstellen. Ich liebe Themen rund um Nachhaltigkeit, grünes Leben, faires Reisen und bin ganz mächtig verliebt in Eichhörnchen.
Heike Bielow-Rehfeldt
28. März 2019Sehr schön geschrieben! Einmal war ich auch schon dort. In diesem Jahr möchte ich auf jeden Fall Ende Mai zum Sommerfest nach Eckernförde fahren und hoffe, wieder viele Eichhörnchenfreunde aus Nah und Fern, von denen ich einige schon im letzten Jahr getroffen habe, wiederzusehen.
Eichhörnchenbabys aus der Nähe zu sehen, wäre natürlich auch wunderbar. Aber auch alle „Großen“, die bald wieder ihrer Wege gehen und die Dauergäste. Dazu gehört ja auch Joda, der sich entschieden hat, niemals Mützen zu tragen.
Franzi Schädel
29. März 2019Hihi, ja für Mützen ist er einfach viel zu coooool! 😉
frank gohde
8. April 2019Ganz toller Beitrag über die Eichhörnchen Station. Ich finde sie auch wirklich total süß. Freue mich immer wenn ich eines sehe.
Franzi Schädel
11. April 2019Danke Frank, das freut mich sehr zu lesen! 🙂
Carmen Strelow
26. Mai 2021Vielen Dank, Franzi, für deinen tollen Artikel. Er hat mich neugierig gemacht und auch berührt, da ich ebenfalls ein Herz für Eichhörnchen habe.
Liebe Grüße, Carmen
Franzi Schädel
27. Mai 2021Das freut mich sehr!!! 🙂