Moin,
heute möchte ich euch von etwas Einzigartigem erzählen: Die schleswig-holsteinische Knicklandschaft. Über 46.000 Kilometer durchziehen unser wunderschönes Bundesland und bieten rund 7.000 Tierarten einen Lebensraum – was für eine einzigartige Vielfalt! Diese möchte ich auch unseren Kindern näher bringen und habe dafür ein Draußen-Bingo gebastelt. Dieses gibt es in unterschiedlichen Editionen. Da wäre zum Beispiel die Edition „Garten zuhause“, „Omas Garten“, „Feldrand“ und jetzt neu: „Knick“.
Die Materialliste ist überschaubar, denn du brauchst nur einen alten Eierkarton und ein Blatt Papier, Stift, Schere und Klebe. Auf das Blatt malst du zehn Kästchen entsprechend der jeweiligen Eierhaltung. Das schöne an dem Spiel ist, dass du das Niveau an das Alter anpassen kannst. Dein Kind ist im Krippenkindalter? Dann leg die Dinge vorher drauf, mach ein Foto davon, drucke es aus und lege es oben auf den Karton. Ist dein Kind im Kindergartenalter? Hier sind Symbolbilder geeignet. Wenn es schon lesen kann, kannst du auch nur Begriffe notieren. In jedes Feld schreibst du dann einen Begriff. Angepasst wird das ganze an die Vegetation und das Suchgebiet. Eine Strand-Edition hat andere Schätze zu bieten als ein Bauernhof oder Omas Garten. Spaß macht es vor allem, wenn mehr als ein Kind mitmachen beim Bingo. Dann bleibt es noch ein wenig spannend, wer zu erst fündig wurde. Außerdem kann man die Regeln noch verschärfen und so gleichzeitig Umweltthemen näher bringen. So dürfen unsere Lütten beispielsweise am Knick suchen, aber nicht im Knick, weil dort Vögel brüten. „Wir wollen ja nicht ihr Wohnzimmer kaputt machen“, heißt es dann.
Hier sehen wir ein Draußen-Bingo, das ich mit Dingen aus unserem Garten gebastelt habe. Es gab eine Vorlage und die haben sie nachgesucht. Im Falle des Knick-Bingos würden hier zum Beispiel Schafgarbe, Gänseblümchen, Rinde, Vogelmiere, Brennnessel, eine Feder, Löwenzahn, ein Stück Haselstrauch sowie Johanneskraut drauf liegen.
Während wir dann so am Knick entlang spazieren, erzähle ich kleine Fakten über die Funktionsweise der Wallhecken. Zum Beispiel, dass es Knicks schon ganz, ganz lange gibt. Die ersten Knicks entstanden Mitte des 18. Jahrhunderts. Früher bewirtschafteten ganze Dorfgemeinschaften gemeinsam Äcker und Wiesen. Bis 1750. Vor 270 Jahren wurden die Felder aufgeteilt auf die Bauern und das Land wurde vermessen. Um ihre Felder von den Nachbargrundstücken abzugrenzen, häuften die Bauern Erdwälle auf, die sie mit Bäumen und Sträuchern bepflanzten. Daraus wurden wilde Zäune, die von alleine wuchsen!
Doch wie konnten sie die Kühe und Schafe davon abhalten, einfach durch die Lücken zwischen den Bäumen und Sträuchern hindurchzumarschieren? Ganz einfach: Die Bauern ritzten die jungen Zweige seitlich an, knickten sie nach unten und steckten sie in den Erdwall, wo diese neue Wurzeln bildeten. Die heruntergebogenen Zweige wuchsen wild zu einem undurchdringlichen Gestrüpp zusammen. Das ungewöhnliche Wort „Knick“ stammt also tatsächlich vom Verb „knicken“. Für die Bepflanzung orientierte man sich an den Wäldern der Umgebung. Hier sind vor allem Schlehen, Hasel und Weißbuchen die klassischen Büsche eines Knicks. Gegen Viehbiss pflanzten die Bauern Dornenbüsche wir Brombeeren, Heckenrosen und Schlehdorn an den Rand des mehrere Meter breiten Walls.
Der Knick hat mehrere Nutzen: Zum einen schützt er das Land vor Winderosionen, Wild und benachbarten Weidetieren. Zum anderen bietet er selbst Lebensraum für über 7.000 Arten. Außerdem bescherte die regelmäßige Knickpflege in der kalten Jahreszeit warme Bauernhofstuben. Heute wird das Holz immer noch verfeuert. Entweder landet es auf dem Biike-, Oster- oder Maifeuer oder aus dem Holz werden Pellets für die Holzpelletsheizung gefertigt.
„Ok, und der Knick passt auf die Vögel auf, aber wer passt auf den Knick auf?“ fragt mein Sohn. Nun ja, das machen die Bauern noch immer. Die Spielregeln stehen im Landesnaturschutzgesetz. Bei einem Knick muss man sich aber kümmern. Alle zehn bis 15 Jahre werden die Bäume und Sträucher „auf den Stock“ gesetzt, das heißt, sie werden geschnitten. Ansonsten würden aus den dichten Hecken lichte Baumreihen, die der Tier- und Pflanzenwelt nicht mehr so einzigartige Lebensbedingungen bieten könnten. Durch Straßenbau und große Landmaschinen werden manche Knicks in Mitleidenschaft gezogen. Noch mehr aber leidet der Knick unter fälschlich abgeladenem Müll oder Gartenabfällen, die dort nicht hingehören. Auch unangeleinte Hunde können die Vögel beim Brüten stören.
Also, was lernen wir draus? Wer beim Draußen-Bingo auch noch etwas gutes tun möchte, der darf noch eine Tüte mitnehmen und Müll sammeln. So, unser Spaziergang ist nun zu Ende – und die Kinder haben garnicht gemerkt, dass es ein Spaziergang war 😉
Viel Spaß beim Nachspielen!
Eure Deichdeern Julia
Moin, ich bin Julia! Ich lebe mit meiner Familie im Herzen Nordfrieslands und schreibe seit 2015 als Deichdeern auf meinem gleichnamingen Blog über alles, was mein Landherz höher schlagen lässt. Ich mag den Blick über den eignen Tellerrand - pardon Deich - und nehme euch deshalb gern mit auf einen Entdeckungstörn durchs heimische Gewässer, unserem schönen Schleswig-Holstein. Mein Schreibstil und mein Charakter sind sich sehr ähnlich: Authentisch. Ehrlich. Norddeutsch geradeaus. Ohne viel Schnickschnack. Also, Leinen los!
Herzlich willkommen in der Neuen Etage. Die Aussicht hier oben ist top, alles riecht noch ganz frisch und es gibt regelmäßig etwas Neues zu entdecken.