Im südlichen Schleswig-Holstein, genauer gesagt im Kreis Stormarn liegt das Gut Wulksfelde. Ein altes, prächtiges Herrenhaus, das ursprünglich zum Hamburger Domkapitel gehörte und auf eine recht bewegte Geschichte aus Landbau und Handwerk zurückblickt.
Seit 1966 gehört es zu den Hamburger Staatsgütern – und verfiel zunehmend, bis sich 1989 eine kleine Gruppe junger Menschen um die heutigen Geschäftsführer Rolf Winter und Hauke Rüsbüldt aufmachte, um genau hier auf dem heruntergekommenen & sanierungsbedürftigen Gut ihre Vision eines ökologisch geprägten Landwirtschaftsbetriebes zu verwirklichen. Was für uns jetzt erstmal nicht sehr besonders klingt, war damals allerdings noch echte Pionierarbeit. Um es mal salopp zu sagen: „Bio“ war etwas für Spinner und noch lange nicht in der Mitte der Gesellschaft angekommen.
Hier wird Bio groß geschrieben: Kernstück des Hofs war und ist bis heute sicherlich die seit 1989 vielseitige und konsequent ökologische Landwirtschaft. Auf mittlerweile fast 450 ha Grund wird Ackerbau betrieben, werden Tiere gehalten, artgerecht selbstverständlich, und das alles im Einklang mit und in großem Respekt vor der Natur. „Die Natur ist unser Vorbild“ und die Natur kennt eben keine Monokultur. Deswegen wechseln sich hier Fruchtfolgen ab, werden Blühwiesen (für die man übrigens Patenschaften übernehmen kann!) für die sechs gutseigenen Bienenvölker stehengelassen, und es gibt Raum für unterschiedlichste Feuchtbiotope.
Das Besondere an Wulksfelde: Hier wird nicht nur Landwirtschaft betrieben, d.h. die Lebensmittel werden nicht nur erzeugt, sondern auch direkt vor Ort verarbeitet und verkauft.
Beispiel Hofladen: Was mit einem Tapeziertisch in der Diele und ein paar Eiern und roter Beete begann, hat sich heute zu einem stattlichen Bio-Vollsortimenter gewandelt, der es mit jedem großstädtischen Hipster-Supermarkt locker aufnehmen kann.
Daneben gibt es eine Gutsbäckerei, in der das hofeigene Getreide nach alter, handwerklicher Traditionen gemahlen und direkt zu den köstlichsten Brot- und Gebäckkreationen verarbeitet wird sowie eine Gärtnerei, die die übrigen Zutaten liefert. Tagesfrisch, versteht sich. Auch die Eier stammen selbstverständlich vom Gut selber: hierfür sorgen die mittlerweile gut 2500 Hühner, die hier nach Herzenslust scharren, picken und im Sand baden können. Na gut, und dafür eben ganz nebenbei auch mal ein Ei legen müssen.
Stichwort kurze Wege. Und mehr Regionalität geht kaum, oder?
Last but not least natürlich das hofeigene Bio-Restaurant: die Gutsküche, Besuchermagnet und sicherlich eins der Aushängeschilder von Wulksfelde. Nach verschiedenen Stationen in der großen weiten Welt der Sterneküche hat sich Matthias Gfröer gemeinsam mit Ehefrau Rebecca seinen Traum vom eigenen Restaurant verwirklicht, und vermittelt seit 2009 hier in der Gutsküche mit viel Leidenschaft und noch mehr Herzblut seine Vision einer neuen „Ess-thetik“.
Wir plaudern mit ihm bei einer leckeren Tasse Elbgold-Kaffee im GutsDeli (quasi so etwas wie die kleine Schwester der Gutsküche, die ganztägig zu köstlichen Kaffee- und Gebäckspezialitäten und herzhaften Kleinigkeiten einlädt) über gutes Essen, über Ernährung im Allgemeinen und den Standort Wulksfelde:
In der besten Zeit die richtigen Dinge zu essen, das entscheiden nicht wir, das entscheidet die Natur.
Nach diesem Grundprinzip wird nicht nur hier im Restaurant sondern auf dem ganzen Gut gearbeitet: und ein kurzer Blick in die Karte lässt einem nicht nur das Wasser im Munde zusammenlaufen, sondern gibt auch gleich einen guten Überblick über die saisonale Produktvielfalt der gutseigenen Landwirtschaft. Und ist übrigens auch der Grund, weswegen die Speisekarte monatlich wechselt.
Gutes Essen wieder zu dem zu machen was es sein sollte: Normalität.
In einer Zeit, in der „wir die Gesunderhaltung und kulinarische Prägung abgegeben haben an die Lebensmittelindustrie“, so Matthias Gfrörer ist das die Grundessenz des Kochens, so wie er sie versteht und gemeinsam mit seinem Team in der Gutsküche umsetzt. Und das mit großem Erfolg, wovon nicht nur die vielen Stammgäste zeugen.
Sollte man Ausrichtung der Küche irgendeine Richtung zuordnen, trifft es Internationale Landhausküche wohl am besten. Der Fokus liegt hierbei immer auf nachhaltig und saisonal, wobei die die Küche nicht zwingend regional sein muss, sondern durchaus von unterschiedlichsten Einflüsse geprägt sein kann. Auch sehr schlau und vor allem sehr weitblickend: jedes Gericht auf der Karte ist per se erstmal vegetarisch. Das heißt aber nicht, dass die Gutsküche ein rein vegetarisches Restaurant ist. Wer mag, ist herzlich eingeladen Fisch, Fleisch & Co als Beilage dazu zu bestellen und natürlich kommt hier auch nur bestes Biolandfleisch aus gutseigener Zucht auf den Tisch.
Das Gut Wulksfelde ist ein ganz besonderer Ort: Sobald man das Hofgelände betritt fällt einem die rege Geschäftigkeit auf, mit der die rund 450 Mitarbeiter Ihrem Tagwerk nachgehen und für einen reibungslosen Betrieb sorgen. Denn Wulksfelde ist nicht nur Vorzeigeobjekt, nicht nur Show & Shine, sondern ganz nebenbei auch ein echter Hof. Ein Bauernhof mit Menschen, Tieren und Traktoren, und der erfordert Einsatz. 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche.
Tiere müssen versorgt werden, Waren verpackt und Felder bestellt werden. Trotzdem herrscht eine herrliche Gelassenheit, es wird geplaudert und Besucher sind jederzeit willkommen: auf dem Parkplatz trifft sich eine Gruppe Hundehalter:innen, um zu einer gemütlichen Gassirunde in die idyllischen Alsterwiesen aufzubrechen, im Gutsgarten beobachtet eine Großmutter mit ihren Enkeln staunend das Storchenpärchen, das auf dem alten Schornstein des ehemaligen Sägewerks nistet und schlendern junge Mütter mit einem Kaffee in der Hand durch die Anlage, während die Kinder auf dem großen Abenteuer-Spielplatz herumtollen. Eine wunderschöne Idylle, und man möchte gerne Teil davon sein, sich mit einem kleinen Picknick aus Hofladen oder Deli auf den Bänken im Gutsgarten niederlassen und für einen kleinen Moment aus dem Alltag abtauchen.
Genuss im Grünen: Am Wochenende und bei gutem Wetter öffnet hier auch der Kiosk im Gutsgarten für große & kleine Besucher.
Ein Ort mit extrem hohen Wohlfühlfaktor für Mensch und Tier: so begreift sich das Gut selber und präsentiert sich auch genauso nach außen. Wulksfelde ist ein gläserner Betrieb, was bedeutet, dass das „Hinter-die-Kulissen-Schauen“ nicht nur möglich, sondern auch ausdrücklich erwünscht ist. So verfügt z.B. die Bäckerei über eine gläserne Backstube, in der man den Bäckern zwar nicht über die Schulter, aber immerhin auf die Hände schauen kann, und so ganz nebenbei erfährt, wie viele und welche handwerklichen Schritte es vom Korn bis hin zum fertigen Brot sind.
Highlights des Jahres in Nicht-Coronazeiten sind sicherlich die beiden Märkte, das ist zum einen der Sommermarkt sowie der Kartoffelmarkt im Herbst. Sehr beliebt dabei aber auch die Selbsternteaktionen:
OK, Erdbeerenpflücken kann man mittlerweile an fast jeder Ecke, aber wo bekommt man bitte schon mal die Gelegenheit, seine Kartoffeln selber auszubuddeln?
Eine tolle Erfahrung – nicht nur für Kinder. Die sind auf dem Hof übrigens besonders gerne gesehen. Neben einem großen Abenteuer-Spielplatz und viel Raum zum Toben & Entdecken gibt es auch einen Streichelzoo, in dem Ziegen, Esel, Meerschweinchen & Co. auf Streicheleinheiten warten. Außerdem locken viele tolle Mitmachaktionen wie Vogelscheuchen-Bauen, Apfelsaftpressen, Entdeckertouren und sogar mehrtägige Abenteuercamps in den Ferien.
Darüber hinaus gibt es noch eine ganze Reihe weiterer Termine auf dem Gut, die alle aufzuzählen hier ganz eventuell den Rahmen sprengen würde (den Veranstaltungskalender für dieses Jahr findet ihr hier, guckt gerne mal rein!). Von Konzerten und Lesungen über Wildkräuterwanderungen bis hin zu den sehr beliebten Hofführungen, die jeden zweiten Samstag im Monat stattfinden. Im 14-tägigen Rhythmus gibt’s dabei Einblicke in das gesamte Hofleben: es geht auf die Felder, zu den Tieren oder eben auch mal in die Gärtnerei. Der Pflanzenmarkt ist ein Paradies für Hobby-Gärtner, und vielleicht auch für solche, die es werden wollen. Hier gibt es unzählige Sorten Nutz- und Blühpflanzen für Garten und Balkon (Voraussetzung: sie müssen entweder essbar und/oder bienenfreundlich sein!) zum Mitnehmen. Ökologische Gartentipps natürlich inklusive!
Aber auch echte Gourmet-Fans kommen hier auf ihre Kosten. Neben dem ganz normalen Restaurantbetrieb in der Gutsküche und dem GutsDeli, bieten Matthias Gfrörer und Team auch echte kulinarische Highlights: das sogenannte Kochen mit Freunden, ein mehrmals im Jahr stattfindende Charity Event, bei dem Matthias & Rebecca Gfrörer befreundete Spitzenköche einladen und das in diesem Jahr zum ersten Mal stattfindende 360° GUTFOOD-FESTIVAL.
Vielfalt auf Wulksfelder Art, und wie Ihr seht gibt es hier ziemlich viel zu Entdecken.
Die Nähe zur Natur als Verantwortlichkeit zu erhalten und zu fördern ist dabei nur eine der Visionen die hinter diesem Gesamtkonzept steckt: Somit versteht sich Wulksfelde nämlich auch als eine Art Leuchtturmprojekt, das gerne überregional transportiert werden kann und darf.
Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall. Für Groß und Klein, alt und jung. Egal ob zum GUT-Essen, für einen ausgedehnten Einkaufsbummel mit GUTem Gewissen, um einfach nur das landwirtschaftliche Ambiente zu genießen oder auf ein nettes Kaffeestündchen im GUTsgarten. Und wer weiß, vielleicht sehen wir uns dort ja sogar mal.
Viel Spaß beim Entdecken!
Hier kommt Ihr hin:
Gut Wulksfelde
Wulksfelder Damm 15-17
22889 Tangstedt
www.gut-wulksfelde.de
Mit den Öffis geht’s natürlich auch:
Eine Bushaltestelle befindet sich direkt gegenüber dem Gut.
Habt Ihr Spaß an unserem kleinem Ausflug in die Bio-Landwirtschaft gehabt?
Dann guckt doch gerne auch mal hier, da nimmt Franzi Euch mit in die Domäne Fredeburg. Ein ebenso wundervoller Ort voller Visionen.
Herzlich willkommen in der Neuen Etage. Die Aussicht hier oben ist top, alles riecht noch ganz frisch und es gibt regelmäßig etwas Neues zu entdecken.