Der Winderatter See ist meine Naturentdeckung des Jahres 2021! Wir wohnen jetzt schon ein paar Jahre hier und haben mit Hund und Rad schon so manche Ecke erkundet. Ich weiß echt nicht, wie uns dieser wunderschöne Entschleunigungsort nur rund 15 Kilometer von Flensburg entfernt bisher entgangen war. Jedenfalls hat eine sehr gute Freundin dafür gesorgt, dass sich das ändert und mich auf eine ihrer „See-Fahrten“ mitgenommen. Ab sofort ergänzt das „Stiftungsland Winderatter See“ meine ganz persönliche Lieblingsplätze-Landkarte in und um Flensburg.
Warum? Weil es hier so viele schöne Ausblicke gibt, sich die Landschaft immer wieder ändert und der Anblick eines ruhig daliegenden Sees mit Enten, Schwänen und anderen Wasservögeln für mich Augenentspannung und Kopfentschleunigung pur ist.
Der rund 24 Hektar große See liegt zwischen Husby und Sörup und wurde in meinem Geburtsjahr (1972) Teil des Landschaftsschutzgebietes „Winderatter See“. Wer weiß, wann er aus dem Fenster gucken muss, kann auch aus dem Zug einen kurzen Blick auf den See erhaschen, denn er liegt direkt an der Strecke zwischen Flensburg und Kiel.
Auf dem Weg um den See, der lange unter hohen Nährstoffeinträgen aus der nahen Landwirtschaft gelitten hat, kommen wir an etlichen Sträuchern vor, die jetzt im Herbst Früchte tragen: Schlehen, Vogelbeeren, Weißdorn. Die Landschaft ist ein Paradies für Tiere, unter anderem für den Neuntöter. Der Zugvogel, der den hiesigen kalten Winter bei tropischen Temperaturen in Afrika verbringt, brütet im Frühjahr gern in den dichten Weißdornbüschen. Auch der Strosser, die „Nachtigall des Nordens“ soll hier zuhause und zu hören sein.
Bei meinem ersten Besuch – zum Glück an der Seite einer Hobby-Ornitologin – bekomme ich sogar einen Seeadler zu Gesicht. Genau genommen sehe ich in einiger Entfernung einen Vogel über uns fliegen, den ich zwar als groß eingestuft, sonst aber nicht hätte zuordnen können. Bei meiner Freundin ruft sein Anblick völlige Begeisterung hervor: „Guck mal, der Seeadler!“ Sie hat ihn hier schon öfter gesehen und freut sich immer, wenn er sich zeigt.
Für ein Foto bin ich zwar zu langsam, aber bei einer weiteren Begegnung kann ich ihn jetzt vielleicht auch erkennen: groß, braun, breite Schwingen, kurzer weißer Stoß. So werden bei Vögeln die hinteren Steuerfedern, also der Schwanz, genannt.
Vereinzelt wachsen auch Obstbäume am Rande des Wanderweges, der von mehreren kleinen Parkplätzen aus gut erreichbar ist. Darunter sind auch ältere Sorten wie „Filippa“, der „Finkenwerder Prinzenapfel“, der „Hochzeitsapfel“ und der „Horneberger Pfannkuchenapfel“. Welche Sorte genau ich erwischt habe, als ich in reinbeiße, weiß ich zwar nicht, aber eins weiß ich: Es ist eine besonders leckere!
Und dann mag ich es gern, wenn ich einen Rundweg wandern kann. Das ist für mich auch im übertragenen Sinn „eine runde Sache“. Ok, bei meinem ersten Ausflug an den See musste ich umkehren, aber man kann einmal rund um den See wandern. Das sind dann rund fünf Kilometer, also ein schöne Feierabendrunde. Und die werde ich definitiv sehr bald nachholen – dann allerdings ohne Hund…
Struppi ist der Grund, warum wir nach etwas mehr als der Hälfte des Weges doch lieber wieder umdrehen. Struppi und die Anwesenheit von Highland-Rindern, die ganzjährig auf einem Teil der Fläche weiden, durch die auch der Rundweg führt. Ich kenne meinen Hund: Er ist sehr neugierig und überschätzt sich gern. Das möchte ich angesichts dieser bereits aus der Entfernung sehr beeindruckenden und gehörnten Tiere lieber nicht riskieren.
Kurz vor dem Durchgang zur Weide kommen wir noch durch einen Wald. Hier soll einst die Grauburg gestanden haben. Eine kleine Infotafel erinnert an die Burg, von deren Anlage – zumindest andeutungsweise – noch Spuren zu sehen sind.
Auf dem Rückweg zum Parkplatz genieße ich noch einmal die unterschiedlichen See-Blicke und freue mich schon auf ein Wiedersehen.
Moin, mit Jahrgang 1972 bin ich die „Seniorin“ in der Neuen Etage und fühle mich in dieser besonderen WG pudelwohl. Geboren in Bad Oeynhausen (Nordrhein-Westfalen) habe ich mich schon während meines Zeitungsvolontariats in den Norden verliebt. Nach ein paar Umwegen über Köln, Bamberg, Bayreuth und Oldenburg (Nds.) bin ich 2014 samt Mann und Hund (wieder) in Schleswig-Holstein angekommen. Inzwischen leben wir in Harrislee, einer Gemeinde direkt an der dänischen Grenze und nur einen Katzensprung von Flensburg entfernt. Wenn ich nicht am Schreibtisch sitze, gehe ich am liebsten direkt vor der Haustür zu Fuß auf Entdeckungstouren oder powere mich im Kajak auf der Förde aus.
Herzlich willkommen in der Neuen Etage. Die Aussicht hier oben ist top, alles riecht noch ganz frisch und es gibt regelmäßig etwas Neues zu entdecken.